“Ratgeber” student guide
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Berufsstart ohne Finanzsorgen: Ein Leitfaden für den ersten Kredit nach dem Studium
Published on 22.09.2025Author: M. Herrmann

Warum ein Kredit nach dem Studium sinnvoll sein kann
Die Gründe, warum Uni-Absolventen über eine Kreditaufnahme nachdenken, sind bekanntlich vielfältig und meist sehr konkret. Einer der häufigsten Anlässe ist beispielsweise der Berufseinstieg selbst. Ein neuer Job erfordert nicht selten einen Umzug in eine andere Stadt, verbunden mit einer hohen Kaution und den Kosten für die erste Einrichtung. Zudem fallen Ausgaben für eine angemessene Berufskleidung an. Ein weiterer typischer Grund ist die finanzielle Überbrückung zwischen dem Studienende und dem ersten Gehaltseingang. Denn je nachdem wann der Vertrag unterschrieben wird, können mehrere Wochen oder sogar Monate ins Land gehen, in denen laufende Kosten wie Miete und Lebensunterhalt weiterhin gedeckt werden müssen. Auch eine Phase der Freiwilligenarbeit oder eines unbezahlten Praktikums kann diese Situation herausfordernd machen, da hier zwar wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, aber oft noch kein festes Einkommen vorhanden ist. Darüber hinaus kann eine Weiterbildung ein lohnender Investitionsgrund sein. Zertifikate, Sprachkurse oder spezielle Qualifikationen, die nicht von dem Arbeitgeber getragen werden, können die eigenen Karrierechancen zum Teil deutlich verbessern. Und nicht zuletzt drängt bei vielen Absolventen auch die Rückzahlung des BAföG-Darlehens. Zwar sind die Konditionen hier meistens sehr fair, doch kann je nach individueller Situation trotzdem ein Darlehen notwendig sein, um die Schuldenlast schneller tilgen zu können.
Welches Darlehen kommt infrage? Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Kreditarten
Nicht jedes Darlehen ist automatisch für jede Situation geeignet. Die nun folgende Übersicht der gängigsten Kreditarten hilft bei der Orientierung: Ratenkredit: Hierbei handelt es sich um den klassischen Bankkredit. Der Darlehensnehmer erhält einen festen Betrag und zahlt ihn in monatlichen Raten über einen vereinbarten Zeitraum an die Bank zurück. Die Zinsen sind in der Regel fest, was eine gewisse Planungssicherheit bietet.
- Vorteile: Feste Laufzeit und Rate, klare Struktur, oft günstigere Zinsen als ein Dispo.
- Nachteile: Benötigt eine solide Bonität, die als Berufseinsteiger oft noch nicht stark ausgeprägt ist. Zudem ist es für junge Absolventen manchmal schwierig, die passende Kredithöhe realistisch einzuschätzen – wer sich übernimmt, riskiert eine langfristige finanzielle Belastung gleich zu Beginn des Berufslebens.
Studienkredit (Fortführung): Einige Anbieter von Studienkrediten erlauben eine Fortführung oder Aufnahme auch kurz nach dem Examen, speziell für die Übergangsphase.
- Vorteile: Zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Akademikern, oft mit flexiblen Rückzahlungsmodellen.
- Nachteile: Könnte teurer sein als ein herkömmlicher Ratenkredit, wenn man nicht schon während des Studiums Kunde war. Nicht bei allen Anbietern verfügbar, daher vorab genau prüfen.
BAföG-Rückzahlung: Wer sein BAföG vorzeitig komplett zurückzahlt, kann einen staatlichen Nachlass erhalten und dadurch die Gesamtschuld verringern.
- Vorteile: Transparente, staatlich festgelegte Bedingungen und die Möglichkeit, durch Einmalzahlung Geld zu sparen.
- Nachteile: Der dafür benötigte Betrag muss selbst aufgebracht werden – falls das eigene Geld nicht reicht, muss ein separater Kredit bei einer Bank aufgenommen werden.
Dispositionskredit (Dispo): Dieser in der Regel sehr teure Kredit wird von der Hausbank als Überziehungsrahmen auf dem Girokonto eingeräumt.
- Vorteile: Höchste Flexibilität, da man nur Zinsen für die tatsächlich in Anspruch genommene Summe und Zeit bezahlt.
- Nachteile: Extrem hohe Zinsen. Der Dispokredit ist die mit Abstand teuerste Form der Kreditaufnahme und sollte wirklich nur für sehr kurzfristige Engpässe (einige Tage) genutzt werden.
Worauf man bei der Kreditaufnahme grundsätzlich achten sollte
Bevor man die Kreditvereinbarung unterschreibt, sollte man einige essentielle Punkte prüfen, um böse Überraschungen von vornherein zu vermeiden. Darüber hinaus empfiehlt sich ein ausführlicher Kreditvergleich (beispielsweise im Internet), um die günstigsten Angebote schnell und einfach finden zu können.
- Zinsen: Man sollte stets den effektiven Jahreszins im Auge haben. Dieser beinhaltet nämlich alle Kosten und macht die Angebote der verschiedenen Banken besser vergleichbar. Der Sollzins allein ist nicht aussagekräftig genug.
- Laufzeit und monatliche Rate: Es ist ratsam eine Laufzeit zu wählen, die die monatliche Rate ohne Probleme tragbar macht. Wichtig: Eine längere Laufzeit bedeutet zwar geringere Monatsraten, dafür aber insgesamt höhere Zinskosten. Daher sollte man die Rate realistisch und auf Basis des Nettoeinkommens kalkulieren.
- Bonität: Die Kreditwürdigkeit ist entscheidend für die Zinshöhe. Als Berufseinsteiger mit unbefristetem Vertrag stehen die Chancen in der Regel jedoch relativ gut. Tipp: Eine Schufa-Auskunft im Vorfeld kann dabei helfen, den eigenen Kreditscore besser einschätzen zu können.
- Versteckte Kosten: Bevor man den Vertrag unterschreibt, sollte man das Kleingedruckte auf versteckte Bearbeitungsgebühren, Bereitstellungszinsen oder Vorfälligkeitsentschädigungen (eine Gebühr, falls man den Kredit vorzeitig zurückzahlen möchte) prüfen.
Alternativen zu einem Kredit – und wann sie sich lohnen
Ein Kredit ist nicht immer der einzige Weg, denn nicht selten können kreative Alternativen die bessere und vor allem deutlich günstigere Lösung darstellen.
- Nebenjob: Auch nach dem Studium kann ein zeitlich begrenzter Nebenjob in den ersten Monaten die liquiden Mittel deutlich aufbessern, ohne Schulden zu machen.
- Unterstützung durch die Familie: Ein zinsfreier oder privater Kredit der Eltern oder anderer Verwandten kann eine enorme Erleichterung sein. Tipp: Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte man sämtliche Absprachen am besten schriftlich festhalten.
- Ratenzahlung ohne Zinsen: Bei vielen größeren Anschaffungen (Möbel, Elektronikartikel etc.) bieten Händler eine sogenannte 0%-Finanzierung an. Dies ist zwar grundsätzlich eine praktische Option, allerdings sollte man penibel auf die Bedingungen achten. Wird die Rate auch nur einmal nicht (pünktlich) gezahlt, können sehr hohe Verzugszinsen fällig werden.
- Einsparungen & Kostenbewusstsein: Bevor man einen Kredit aufnimmt, lohnt sich ein kritischer Blick auf die eigenen Ausgaben. Oft lassen sich finanzielle Engpässe bereits durch den Vergleich von Verträgen oder das Verschieben nicht dringend notwendiger Anschaffungen überbrücken. Ein klarer Haushaltsplan kann helfen, Prioritäten zu setzen und Geld einzusparen.