Eine deutsch-peruanische Studentenfamilie in Dresden

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Klangvolle Namen hat die kleine deutsch-peruanische Studentenfamilie: Er heißt Cesar Mario Garcia Galvez, seine Frau Swantje Hausding de Garcia und die 2 ½-jährige Tochter Raquel Muriel Garcia Hausding. Die beiden haben 1996 nach peruanischem Namensrecht geheiratet, und in Peru hat jeder zwei Familiennamen – als ersten den Nachnahmen des Vaters und als zweiten den ersten Nachnamen der Mutter, auch zwei Vornamen sind die Regel.
Aber sie leben hier in Deutschland, er ist noch Student, sie bereits fertige Betriebswirtschaftlerin. Cesar ist schon seit 1994 in Deutschland, nach Sprachkurs in Leipzig begann er 1996 das Studium der Kommunikationswissenschaften an der TU Dresden und schreibt derzeit an seiner Magisterarbeit. Ein langes Studium, unterbrochen von Urlaubssemestern wegen Familiengründung, dem Töchterchen und seiner Musik.

Der Musik ist Cesar schon von Beginn seines Aufenthaltes an treu, er ist Gründungsmitglied der Gruppe „Wayra-Sound“, einer lateinamerikanischen Band, die sich natürlich der lateinamerikanischen und spanischen Folklore verschrieben hat. Viele Auftritte zu den verschiedensten Gelegenheiten in- und außerhalb Sachsens sind gebucht und helfen mit, das Studium und die Familie zu finanzieren. „Ein ganz besonderer Auftritt war 1998 das Konzert auf dem Dresdner Flughafen zur Eröffnung der Fluglinie Dresden – Varadero“, erzählt Cesar. „Ich singe und spiele Gitarre, und es macht mir sehr viel Spaß, aber nun muss ich in diesem Jahr endlich das Studium abschließen“.

Ein weiteres Standbein von Cesar ist der Spanisch-Unterricht, den er seit Jahren für Sprachschulen oder Privatpersonen erteilt, vom Institut für Sprachwissenschaft der TU erhielt er die erforderliche Ausbildung dafür.
Wie soll es nach Studienende weitergehen? Die Familie wird dort hingehen, wo beide einen Job finden – Frau Swantje ist derzeit noch auf der Suche nach einem festen Job – , in Deutschland zu bleiben, wäre schön, aber sie sind offen für das Ausland, wo auch sie ihre Spanisch-Kenntnisse anwenden kann. „In Dresden stehen die Jobchancen eben nicht so toll“, meint Cesar, „deshalb denke ich, dass wir aus Sachsen weggehen müssen.“

Während seines Studiums hat Cesar bereits einige Praktika absolviert, die seine Chancen bei der Jobsuche erhöhen sollen, z.B. beim MDR, der Sendung „Hier ab Vier“, oder sogar einen Monat in Ufa, der Hauptstadt Baschkiriens. „Ich habe viele Ideen, die ich gern bei Rundfunk oder Fernsehen umsetzen möchte“, hofft er.

Tochter Raquel soll zweisprachig erzogen werden, zur Zeit überwiegt noch die deutsche Sprache, da in der Kinderkrippe am Beutler-Park und auch mit der Mama vorwiegend deutsch gesprochen wird, weil, wie Swantje erzählt, ihr der Wortschatz für Kinder in Spanischen nicht so geläufig ist. Mit Papa muss sie aber Spanisch sprechen.
Seit Mai 2002 besucht die jetzt 2 1/2-jährige Raquel die Studentenwerks-Kindereinrichtung am Beutler-Park. Für die Eltern war es anfangs schwer, ihre Tochter wegzugeben. Doch das Verständnis und die liebevolle Betreuung durch die Erzieherinnen der Säuglingsgruppe, Frau Simon und Frau Reichelt, gaben ihnen schnell das Gefühl, dass ihre Tochter in besten Händen ist. „Die Krippe des Studentenwerks ist wirklich eine große Hilfe, um mit Kind studieren zu können. Heute können wir uns gar nicht mehr vorstellen, dass unser Kind nicht in die Krippe geht,“ freut sich Swantje. Die Familie wohnt im Plattenbau auf der Hochschulstraße, preiswert und nah zur Uni und Kinder- einrichtung.

In die Mensen Bergstraße und Reichenbachstraße gehen beide regelmäßig essen, es liegt ja am Weg.
Allerdings meinen beide, dass das Essen teurer geworden ist.

Swantje und Cesar haben einen großen Freundes- und Bekanntenkreis – durch seine Musik, das Studium, die Nachbarn... Bleibt zu hoffen, dass beider Jobsuche erfolgreich ist und sie auch anderswo wieder viele Bekanntschaften und Freundschaften schließen werden.

Hannelore Webel

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