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80 Tonnen Pasta pro Jahr – da kann nur der Weihnachtsmann mithalten

An article published in SPIEGEL-EI edition9/2012, valid from 03.12.2012 to 06.01.2013.

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Ein Bericht aus der „Einkaufszentrale“ des Studentenwerks Dresden, dem Fachbereich Beschaffung

Ob sich Katharina Hörold – Fachbereichsleiterin Beschaffung – wohl manchmal wie der Weihnachtsmann fühlt, wenn sie „ihre“ Einkaufslisten schreibt? Wenn man sich die Mengen anschaut, die für die Mensen des Studentenwerks bestellt werden, denkt man unwillkürlich an einen Wunschzettel. Ehrfurcht erfasst den Laien angesichts der Mengen: 80 Tonnen Pasta – davon übrigens 18 Tonnen Spaghetti – oder 124 Tonnen Frischfleisch pro Jahr! Mittlerweile essen pro Tag bis zu 20.000 Studenten und Bedienstete in den 14 Mensen des Studentenwerks in Dresden, Tharandt, Zittau und Görlitz.

Großeinkauf im Studentenwerk

Um 20.000 Teller zu füllen, benötigen die Mensa-Köche entsprechend viele Zutaten. Für den rechtzeitigen, preiswerten und möglichst regionalen Einkauf sind im Studentenwerk Dresden Katharina Hörold und Sandra Parpart im Fachbereich Beschaffung zuständig. Sie haben weitere Mitstreiter in Sachen „Großeinkauf im Studentenwerk“: Schon seit 2005 existiert die Einkaufskooperation ostdeutscher Studentenwerke, ein ausgefeiltes System der Warenbeschaffung. So ist zum Beispiel die Kollegin von Katharina Hörold im Studentenwerk Thüringen für die Molkereiprodukte zuständig, ein anderes Studentenwerk kümmert sich um tiefgekühltes Obst und Gemüse, Dresden ist verantwortlich für die Warengruppe Fisch. Dazu gehören Ausschreibungsverfahren ebenso wie die Erfassung der erforderlichen Mengen und die ständige Information über neue Angebote auf dem Lebensmittelmarkt.

Einkauf im Studentenwerk
„Lieber mensen gehen!“ Heißt es bei den Studierenden - da braucht es gut gefüllte Regale!

Studentenwerke sind strenge Einkäufer

Studentenwerkseinkäufer haben ein strenges Auge und das Studentenwerk Dresden ist besonders kritisch in der Auswahl seiner Lieferanten. Chef-Einkäuferin Katharina Hörold bestätigt: „Ohne Zertifikat läuft gar nichts. Wir bilden unsere Mitarbeiter in den Mensen ständig weiter, damit auch sie mit Argusaugen die Lebensmittellieferungen prüfen.“ Aber darauf verlässt sich Katharina Hörold nicht. Sie ist auch selbst vor Ort und führt Stichproben durch, spricht mit den Lieferanten, fragt nach neuen Angeboten: „Bei uns wurde Valess-Schnitzel ebenso erfolgreich eingeführt wie Soja-Geschnetzeltes. Da wir ein sehr großes Studentenwerk sind, können wir natürlich auch Neuheiten ausprobieren und unsere Erfahrungen an die Kollegen in anderen Studentenwerken weitergeben.“

Dabei heißt günstig nicht immer gut. Wenn die Qualität nicht stimmt, wird sofort reagiert. Auch hier zahlt sich die Praxis der Einkaufsgenossenschaft aus. Wenn in einem der vielen Studentenwerke, die an der Einkaufsgenossenschaft beteiligt sind (neben Dresden sind das Leipzig, Chemnitz/Zwickau, Freiberg, Thüringen, Magdeburg, Potsdam, Frankfurt/Oder-Cottbus, Greifswald, Rostock und Halle), ein Produkt positiv oder negativ auffällt, werden auch die anderen Studentenwerke informiert.

Reinigung in 14 Mensen und 30 Wohnheimen

Der Food-Bereich ist jedoch nur ein Teil des Aufgabengebietes von Katharina Hörold. Die Organisation der Reinigungsverträge, der Müllentsorgung und die Vertragsabwicklung für Wäschereien hat einen ebenso großen Stellenwert wie der Food-Bereich. Immerhin müssen für das Studentenwerk Dresden Treppenhäuser, Foyers und Fenster in über 30 Wohnheimen sowie die Flächen in den Mensen gereinigt werden, Rasen muss gemäht, Bäume und Sträucher verschnitten und Schnee geräumt werden. Sowohl die Dienstkleidung der Mensamitarbeiter als auch die Wäsche aus den Kitas, Mensen und dem Internationalen Gästehaus werden „außer Haus“ gesäubert und auch hier helfen keine Heinzelmännchen. Wenn diese Leistungen einen Umfang von 200.000 Euro jährlich überschreiten, müssen die Aufträge EU-weit ausgeschrieben werden. Bis zu 20 Firmen bewerben sich auf Ausschreibungen, bis zu vier Jahre dürfen Verträge verlängert werden.

Um bei dieser langen To-do-Liste nicht den Überblick zu verlieren, braucht es Erfahrung und ein gutes Team. Über beides verfügt Katharina Hörold glücklicherweise. Bleibt da noch Zeit für philosophische Betrachtungen? Kaum – aber es amüsiert auch die Chefeinkäuferin des Studentenwerks, dass die „Causa Weihnachtsmann“ für sie im November längst erledigt ist: „Hirsch und Flugente für das Weihnachtsessen in den Mensen habe ich im Juli geordert, jetzt sitze ich über den Angeboten für Ostern!“

Anja Buch

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