In Italiano, per favore!

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Mit vollem Tempo fährt das Auto über die Kreuzung. Plötzlich: Reifen quietschen, in der Luft hängt der stinkende Geruch von verschmortem Gummi, und der genervte Fußgänger kann sich gerade noch mit einem Sprung auf die andere Straßenseite retten. „Cazzo“ flucht er dem Autofahrer hinterher, denn schließlich fuhr dieser bei Rot über die Ampel! Solche und ähnliche Szenen spielten sich nicht etwa in einem Kinofilm ab, sondern in Bella Italia!

Fünfzig Studenten aus ganz Deutschland nutzen auch in diesem Sommer wieder die Chance und meldeten sich für einen dreiwöchigen Sprachkurs in Trento, Norditalien, an. Denn schon zum sechsten Mal in Folge bot das hiesige Studentenwerk in Kooperation mit den Studentenwerken in Freiberg und Karlsruhe diese Sprachreise an.

Die Motivationen, an dieser Reise teilzunehmen, waren so vielfältig, wie die Teilnehmer selbst. Henning Dueren, Student aus Freiberg, erzählt: „Ich hatte über den Sommer keine Pläne und bin über das Angebot des Studentenwerks gestolpert. Eine neue Sprache wollte ich sowieso mal lernen – wieso also nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.“ Denise Schwarzer dagegen, die im 2. Semester an der TU Romanistik studiert, wollte hauptsächlich ihr italienisch verbessern. Andere hatten vor, ihre Reiselust zu stillen und in eine andere Kultur einzutauchen.

Das Programm bestand aber aus mehr als nur dem Sprachkurs. Marco Brogiato, italienischer Student aus Trento, war für die Planung vor Ort zuständig und hatte für beinahe jeden Tag einen Ausflug organisiert. Die teilweise abenteuerlichen Bustouren, inklusive Pannen auf der Autobahn, führten nach Venedig, Siena in der Toskana, Verona, Mantua und an den Gardasee. Die vielen Ausflüge waren eines der Highlights dieser Reise, auch für Henning: „Die Städte haben mir sehr gut gefallen. Es war natürlich ein Nachteil, dass wir im Sommer unterwegs waren, wo die Orte mit Touristen überfüllt sind. Allerdings war ich von der Menge und der Qualität der Ausflugsorte überrascht.“

Genauso abenteuerlich wie die Bustouren war die Unterkunft, das Collegio Mayer. Obwohl das Haus früher ein Hotel war, erinnerte es jetzt mehr an die unsanierten Wohnheime der Wundtstraße. Im Keller gab es eine Großküche für alle und ein Bad teilten sich meist zehn Leute.

Wie sah es eigentlich mit kulturellen Unterschieden aus? Dennis Harres, Informatikstudent aus Karlsruhe überlegt eine Weile und resümiert: „Ehrlich gesagt, mir sind kaum welche aufgefallen, zumindest nicht über die Rahmen des italienischen Stereotyps hinaus. Das lag vor allem daran, dass wir wenig Kontakt mit den Italienern selbst hatten. Zum anderen liegt Trento im Norden und hat einen großen Einfluss von den angrenzenden Kulturen.“ Und doch wurde manchmal ins Fettnäpfchen getreten. Ein Problem war zum Beispiel das Bezahlen im Restaurant, denn es gibt in Italien nur eine Rechnung pro Tisch, und zusätzlich wird eine Art Gebühr für das Besteck und die Tischdecke, Coperta, erhoben. Beim Teilen der Rechnung durch zwanzig Personen entstanden einige Spannungen, denn schließlich wollten manche Deutsche ganz penibel nur ihren Teil zahlen…

Trotz kleiner Unstimmigkeiten waren fast alle vom sozialen Klima unter den Teilnehmern beeindruckt. Auch Dennis: „Ich habe in diesen Tagen eine große Menge interessanter Menschen kennen gelernt und mich unter ihnen einfach wohl gefühlt.“ Beliebter Treffpunkt zum Plaudern, Wein trinken und Flirten war die große Treppe vor dem Collegio und der Marktplatz. Hier wurden alte Freundschaften vertieft und neue geschlossen. Es war eine Zeit, an die sich viele gerne erinnern werden.

Silvia Schulz

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