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Essen Musiker anders? In der Mensa Stimm-Gabel umgeschaut

An article published in SPIEGEL-EI edition16/2005, valid from 01.08.2005 to 14.08.2005.

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Die Mensa namens Stimm-Gabel in der Hochschule für Musik ist an einem heißen Vormittag Mitte Juli noch nicht so stark frequentiert. Trotzdem schwirrt es in der Luft. Aus offenen Fenstern dringen Geigentöne, auf den Fluren laufen Studenten mit Noten und Instrumenten. Zukünftige Stargeiger und weltbekannte Pianisten von morgen? Essen müssen sie alle, das Mittagessen, gekocht und geliefert von der Mensa Klinikum, wird während der Hochbetriebszeiten im Semester ca. 160 bis 180 Mal pro Tag verkauft.

Lieblingsessen? Gibt’s nicht, sagt Elke Hehne, die seit 2000 in der Einrichtung arbeitet, aber die Rote Grütze mit Vanillesoße ist schon ein Renner (0,49 € die Schüssel), und auch Schnitzelbrötchen werden nachgefragt. Das Mittagessen darf gern vegetarisch sein, immerhin die Hälfte aller Esser greifen darauf zurück. Das heutige Angebot: Polentatasche mit Schnittlauch-Dip und Bratkartoffeln und Salat (kostet für Studenten: 1,79 €), für Nicht-Vegetarier: Paprikagulasch auf Makkaroni ist für 1,68 € zu haben.

Während des Semesters geht es oft etwas lauter zu, denn die Abteilung Rock und Pop hat ihre Probenräume ebenfalls im Keller des ehrwürdigen Gebäudes der Musikhochschule am Wettiner Platz. Alle gemeinsam „schwammen“ davon während der Fluttage im August 2002. Frau Hehne erinnert sich noch: „Es regnete stark an diesem Tag und am Vormittag kam schon Wasser durch die Ventile im Fußboden, das konnte man noch wegwischen, kleine Rinnsale. Am frühen Nachmittag versank man schon knietief mitten im Mensasaal.“ Es sollte noch schlimmer kommen – heute zeugt nur noch eine Markierung in der Sandsteinwand vom höchsten Stand des Elb- und Weißeritzwasser. Immerhin in Augenhöhe des erschauernden Betrachters...

Der helle Saal, seit 2000 mit Glasüberdachung, die jedes Keller-Schummerlicht-Ambiente wegnimmt und zum fröhlichen Verweilen einlädt, lässt nicht mehr erkennen, wie chaotisch hier das Hochwasser gewütet hat. Sämtliche technische Geräte mussten runderneuert werden und das Mobiliar war nicht mehr zu retten. Dafür können sich jetzt die Stühle und Tische mit hellem Holz umso mehr sehen lassen, an der Stirnseite des Raumes ein riesiges Gemälde in grün und schwarz von Helge Leihberg, Motiv: Musik(er).

Elke Hehne, die selbst Vollzeit arbeitet, teilt sich die Öffnungszeiten (Montag bis Donnerstag 8.30 bis 18.30, Freitag 8.30 bis 14.00 Uhr) mit zwei Kolleginnen, die Teilzeit arbeiten. Seit fast anderthalb Jahren vertritt sie die allseits beliebte Chefin der Stimm-Gabel, Christine Grahle, die durch längere Krankheit ausgefallen ist, und Elke Hehne tut dies mit viel Engagement und Freundlichkeit.

Jetzt während der vorlesungsfreien Zeit und Semesterferien ist täglich nur bis 14.00 Uhr geöffnet und Kundschaft gibt es immer, denn viele der ausländischen Studenten bleiben in Dresden, z.B. die Koreaner, für die die Heimreise zu aufwändig wäre. Immerhin 20 – 25 % der an der HfM Studierenden kommen nicht aus Deutschland, Asien ist stark vertreten, aber auch die osteuropäischen Länder.

Frau Hehne gefällt es gut in „ihrer“ Stimmgabel. Seit 1999 arbeitet sie beim Studentenwerk, und nachdem sie ein Jahr in der Cafeteria Bergstrasse verbracht hatte, landete sie in der Stimm-Gabel, die jedoch erst seit einem studentischen Namenswettbewerb 2004 diesen klangvollen und passenden Titel trägt. Die musikalischen Studenten sind freundlich, und durch die überschaubare Größe der Hochschule „kennt“ sie fast ihre ganze Kundschaft.

In ihrer Freizeit bewältigt sie ihren Arbeitsweg (immerhin fährt sie jeden Tag die Strecke Wettiner Platz bis nach Klingenberg (das ist der Ort mit der großen Talsperre in der Nähe von Tharandt), bastelt an Haus und Garten und fährt mit dem Fahrrad durch die schöne Landschaft. Ihre zwei Söhne sind schon erwachsen und genießen nur noch manchmal die gute „mütterliche“ Küche.

Anja Buch

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