Mittagessen mit Neißeblick

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Im großzügigen Schein der Herbstsonne erstrahlte Mitte September die neue Mensa in Görlitz - und die Mitarbeiter strahlten gleich mit. Endlich eine richtige Mensa. Vorbei die Zeiten der "Nur-Essenausgabe".

Nach dem ersten Spatenstich im November 2004 schauten die Studierenden erstmal hoffnungsvoll in eine Baugrube, aus der sich dann aber im Laufe des Jahres 2005 ein Mensagebäude erhob, vorerst nur als Stahlgerüst, aber schon im Oktober 2005 feierte das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB) gemeinsam mit Vertretern der Hochschule Zittau/Görlitz und dem Studentenwerk Dresden als zukünftigen Betreiber der Mensa Richtfest. Am 25.Oktober 2006 wird die Mensa mit einem Festakt eröffnet, bis dahin werden die acht Mitarbeiter ihre Feuertaufe schon bestanden und etliche hundert Portionen über den Mensatresen gereicht haben, denn bereits seit 11.September wird in der Neuen Mensa Görlitz gespeist.

Der Neubau mit Speisesaal im Erdgeschoß und Bibliothek im Obergeschoss hat insgesamt 4,3 Mio. Euro gekostet, die meisten der beteiligten Firmen kamen aus der Region, sprich Görlitz, Bautzen und Dresden. Bewegliches Inventar wie Möbel, Kücheneinrichtungen u. a. kostete das Studentenwerk Dresden zusätzlich 160.000 Euro. Auf leichten orangefarbigen und grauen Stühlen aus Kunststoff sitzt man gemütlich, nach Osten und Westen lockt eine Glasfront, den Blick schweifen zu lassen, und von außen bildet die Mensa mit der rubinroten Fassade einen interessanten Kontrast zur so genannten Blue Box, dem nicht mehr ganz so blauen Hörsaalgebäude des Görlitzer Campus.

Jetzt wird also in Görlitz in der neuen Mensaküche gekocht, und die verantwortliche Fachfrau vor Ort heisst Ina Meier. Sie wohnt (noch) in Großschönau und fährt jeden Tag zweimal 70 Minuten, um die Studenten in Görlitz zu bekochen, vorher sammelte sie Erfahrung in der Küche eines Seniorenheimes. Die Kalkulation der Speisen und die Gestaltung obliegen weiterhin der "großen Schwester" - der Mensa Zittau. Der Chefkoch hier, Torsten Christoph, gestaltet - in Absprache mit Frau Meier - den Speiseplan, kalkuliert die Einkäufe und lässt Fleisch und Fisch nach Görlitz liefern. Getränke, frisches Obst und Backwaren werden von den Görlitzer Köchen selbst geordert. Ina Meier stehen weitere sieben Teilzeitkräfte als Köche und Verkäufer zur Seite. In absehbarer Zeit wird sich der Görlitzer Speiseplan "verselbständigen", und ungefähr ab Sommer 2007 wird die Mensa Görlitz "autonom regiert".

Wurden bis zum Sommer 2006 etwa 300 Portionen täglich aus Zittau geliefert, so könnten jetzt bis zu 400 Portionen pro Tag verkauft werden. Bei einer Platzkapazität von 170 Stühlen bedeutet das einen mehrfachen Platzwechsel während der Mittagszeit. Die Studenten und die noch etwas zögerlich erscheinenden Mitarbeiter können wählen zwischen einem Hauptgericht und einem fleischlosen Essen, Suppe, Salat und Essen von der Aktionstheke. So konnten die Studenten zum Beispiel am Montag, dem 09.Oktober, wählen zwischen Zürcher Geschnetzeltes vom Schwein mit Kürbiskernreis und Salat zu 1,77 EUR, Vegetarischer Kochklops mit Kräutersauce, Erbsen und Kartoffeln für 1,72 EUR oder Hausmacher Sülze mit Remoulade und Bratkartoffeln für 1,79 EUR - wenn das keine Auswahl ist...!

Wenn die Herbstsonne noch ein wenig scheint, werden sicher nicht nur die Raucher, sondern auch die Kaffeetrinker den einladenden Außenbereich nutzen und den Blick ins Grüne zur Neiße genießen.

Anja Buch

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