Idylle an der Neiße - WH-TÜV: Hirschwinkel 20/21

An article published in SPIEGEL-EI edition2/2004, valid from 19.01.2004 to 01.02.2004.

Please note: The information in this article may no longer be up to date
This article is from an older SPIEGEL-EI edition. Please note that information e.g. on opening hours or contact persons may have changed in the meantime.

Im Sommer 2002, als in Dresden die Elbe über alle Ufer trat und die "Jahrhundertflut" sich ihren zerstörerischen Weg bahnte, da hatten auch die Görlitzer ihr Mini-Hochwasser: Die Neiße, die sonst eher sanft dahin plätschert, traute sich, ein Fluss zu werden. Auch die wenigen, in den Semesterferien im Studentenwohnheim weilenden Studenten bekamen - zumindest im Erdgeschoss - nasse Füße. Der Schaden hielt sich in Grenzen und konnte schnell behoben werden, und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich in den nächsten Jahren ähnliches wiederholt und die beschauliche Ruhe des Hauses gestört wird.

Das zurückgesetzte Gebäude am nördlichen Rande der Görlitzer Altstadt fällt dem neugierigen Betrachter nicht gerade durch einen extravaganten Baustil auf, aber wenn man näher hinschaut, ist das Haus direkt am Ufer der Neiße eine Oase der Ruhe im sonst hektischen Studentenleben.

Christoph Obermeier, Student der Kommunikationspsychologie im 7. Semester und Bewohner dieses Wohnheimes, findet die Wohnsituation nahezu ideal und wohnt schon seit Beginn seines Studiums in dem Wohnheim, das insgesamt 66 Studierenden zur Verfügung steht. Mit seinen WG-Mitbewohnern kommt er gut aus, er kann sich ja in sein Zimmer zurückziehen oder aber am großen, runden Tisch im Etagenflur gemeinsam mit den anderen reden und feiern: "Ich finde es interessant, hier zu studieren, im Vergleich zu meinem ersten Semester im Herbst 2000 hat sich in Görlitz viel getan, man kann abends ausgehen und hat nicht mehr das Gefühl, dass 20 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden." Christoph Obermeier schätzt auch die Nähe zu Polen, er ist schon des Öfteren am Wochenende zu einer Radtour ins Nachbarland aufgebrochen. "Mein Fahrrad würde ich auch in jeder anderen deutschen Stadt nicht draußen stehen lassen", kommentiert er eine Anfrage zur Kriminalität in der deutsch-polnischen Stadt.

Das Wohnheim "Am Hirschwinkel" bietet ihm sehr gute Wohnbedingungen, im Mansardenzimmer unterm Dach wohnt er allein für 178 Euro, die sich allerdings im Januar auf 181 Euro erhöht haben - für ihn immer noch ein bezahlbarer Preis. Er teilt die Küche, ein Bad, ein Gäste-WC und einen großzügigen Etagenflur mit fünf anderen Studenten, und "teilen" bedeutet in dieser WG auch, dass Reinigung und Müllentsorgung auf den Schultern aller lasten.

Im 1996 sanierten Wohnheim stehen den Studenten natürlich auch ein Internetanschluss, SAT-TV und ein Münzwasch- und Trockenautomat zur Verfügung.

Die acht Wohneinheiten im Haus haben alle einen gemeinsam zu nutzenden Vorraum, in dem schon mal der eine oder andere Geburtstag gefeiert wird. Neben dem Haus, das etwa um 1895 gebaut wurde und früher als Speicher für Korn und Getreide diente, gibt es noch eine freundliche Grünfläche, die im Sommer zum Grillen einlädt oder zum Betrachten des gegenüberliegenden polnischen Neiße-Ufers, das ab Mai zur EU gehören wird.

Anja Buch

Zahlen
Plätze: 66
Miete: 172 EUR bis 181 EUR
Internet- und Kabel-TV-Anschluss
Fahrradschuppen, Waschmaschinenraum
wenige PKW-Stellplätze

Bewertung
Lage des Hauses + + + +
Baulicher Zustand + + + +
Zimmerstruktur + + + -
Sport- und Freizeitmöglichkeiten + + - -

Legende:
sehr gut + + + +
gut + + + -
befriedigend + + - -
mangelhaft + - - -

Back to the overview of SPIEGEL-EI edition2/2004