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Wasserschäden, Stromausfall und mehr... Eine Woche Bereitschaftsdienst in Mensen und Wohnheimen

An article published in SPIEGEL-EI edition19/2007, valid from 29.10.2007 to 11.11.2007.

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Wer kümmert sich eigentliche am Sonntagnachmittag um einen Wasserrohrbruch im Wohnheim? Und was passiert, wenn Student sich ausgesperrt hat? Ist man dann verraten und verkauft und muss ins Hotel ziehen? Natürlich nicht. Für alle Havarien und Notlagen gibt es die Nummer gegen Kummer - technischer Natur. Sie steht in allen Wohnheim-Schaukästen und wird auch fleißig benutzt, wie ein Protokoll der Woche vom 15. - 21.Juni dieses Jahres zeigt.

In dieser Woche hatte Mike Anke, Hausmeister in den Wohnheimen der St. Petersburger Straße, Rufbereitschaft von Freitagnachmittag 16.00 Uhr bis zum darauffolgenden Freitag 7.00 Uhr. Natürlich auch nachts und am Wochenende, aber natürlich nicht an Werktagen zwischen 7.00 und 15.45 Uhr, denn in diesem Zeitraum können die Wohnheimbewohner sich an ihre zuständigen Hausmeister wenden. Wie man den Protokollen der Woche entnehmen kann, waren es sehr bewegte Tage, sei es, dass eine Elektro-Hauptsicherung im frisch sanierten Wohnheim Hochschulstraße 48 raus sprang oder dass plötzlich ein Schlüssel an der Tür des Wohnheims Fritz-Löffler-Straße nicht mehr passte - insgesamt elfmal musste Mike Anke sich ins Auto setzen und zum "Tatort" fahren. Manchmal dauerten die Einsätze zehn Minuten und manchmal mehrere Stunden. Gelegentlich gibt es auch geplante Aktionen: So mussten laut Beflaggungsordnung am 17. Juni - in diesem Jahr ein Sonntag - die Fahnen gehisst werden, was auch pünktlich um 6.00 Uhr geschah, ebenso pünktlich wurden sie um 19.00 Uhr wieder eingeholt! Und da sage noch einer, es gäbe keine Heinzelmännchen.

Eine "Bürde" hat sich immerhin seit einem Jahr erledigt: das leidige Türen aufschließen, wenn ein zerstreuter Student sich ausgesperrt hat: In diesem Fall kommt - beruhend auf einem Vertrag mit der Firma Felgner - direkt der Schlüsseldienst und öffnet ohne SESAM-ÖFFNE-DICH, aber für 35 EUR die Tür. Die Kosten trägt der vergessliche Student allerdings selbst.

Die Hitliste der Rufbereitschaft wird seither eher von Wasserschäden angeführt: Verstopfte Abflüsse, überlaufende Duschwannen, und was es nicht alles noch für Pannen gibt. Mike Anke kennt sie alle - und die Lösung: Entweder er schraubt und repariert selber, gestählt durch 16-jährige Erfahrungen als Hausmeister, oder - in komplizierten Fällen - ruft er die Klempner / Elektromeister/ Rohrreiniger vom Dresdner Handwerkerhof, mit denen ebenfalls ein Vertrag besteht.

Probleme mit missbräuchlicher Benutzung der Brandmeldeanlage und abgeblasenen Feuerlöschern sind für die Rufbereitschaft besonders unangenehm, weil der Verursacher oft nicht mehr feststellbar ist und das Studentenwerk auf den entstehenden Kosten sitzen bleibt. Letztlich fließen diese dann aber in die Gesamtkosten des Wohnheimes ein und bestimmen die Miethöhe mit.

Wie Joachim Frank, Mitarbeiter im Bereich Technik/Hauptabteilung Wohnen des Studentenwerks und verantwortlich für die Koordination der Bereitschaftsdienste, erzählt, gibt es momentan 16 Mitarbeiter, die in der Lage sind, Bereitschaftsdienste durchzuführen. Grundvoraussetzung: Fahrerlaubnis, männlich, bis 62 Jahre alt. Oft sind es die Hausmeister, aber auch Bauleiter des Studentenwerks und technisch versierte Mitarbeiter der Mensen, die zum Bereitschaftsdienst herangezogen werden. Glücklicherweise ist bei einem so großen Pool von fähigen Leuten nicht allzu oft Dienst angesagt: Mike Anke wird etwa aller drei Monate eingetragen. Das war nicht immer so, als vor einigen Jahren nur etwa fünf bis sechs Leute übrig blieben, wurde die Belastung zu groß und seither teilen sich dreimal soviel Mitarbeiter in die Bereitschaft, was letztendlich allen zu Gute kommt.

Man braucht schon ruhig Blut, wenn kurz vor Mitternacht das Telefon klingelt und ein Mieter sich beschwert, dass Wasser von der Decke tropft. Dann heißt es, schnell und umsichtig handeln, keine Panik verbreiten und die Werkzeugtasche nicht vergessen. Hausmeister Anke hat bis jetzt noch alle Probleme gelöst, die sich während des Bereitschaftsdienstes ergaben, auch wenn er froh ist, am Ende ein lakonisches "alles wieder in Ordnung" unter das Einsatzprotokoll schreiben zu können.

Anja Buch

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