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"Die Zufriedenheit der Kunden ist oberstes Gebot" Interview mit Karin Tzscherlich, Hauptabteilungsleiterin Wohnen des Studentenwerks

An article published in SPIEGEL-EI edition4/2004, valid from 16.02.2004 to 29.02.2004.

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Frau Tzscherlich, Sie sind seit Januar 2004 Hauptabteilungsleiterin Wohnen im Studentenwerk. Welche Tätigkeit haben Sie bisher ausgeübt?
Ich beschäftige mich schon seit 1988 mit Fragen des studentischen Wohnens, begann als Wohnheimleiterin im Wohnheim Güntzstraße 28 (vielen Dresdnern noch bekannt durch den damals legendären Güntzclub) und wechselte mit Gründung des Studentenwerks Dresden zur Abteilung Bau/Liegenschaften, bald kam hier der Aufgabenbereich der Planungsreferentin hinzu.

Womit beschäftigt sich eine Planungsreferentin?
Es handelt sich um einen sehr weitgefächerten Aufgabenbereich, in dem man direkt dem Geschäftsführer unterstellt ist und für die reibungslose Zusammenarbeit zwischen Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat des SWD sowie den zuständigen Ansprechpartnern im Ministerium verantwortlich ist. Größere bauliche Investitionen wurden von mir betreut, und eines meiner ?Lieblings?-Projekte war und ist die Columbusstraße (WUMS e.V.), ein ökologisch orientiertes Wohnprojekt in studentischer Selbstverwaltung.

Täglich kommen viele Studenten in die Abteilung Wohnen mit Fragen, Wünschen, Forderungen... . Wie lautet Ihre Devise für den Umgang der MitarbeiterInnen mit den Studenten?
Freundlichkeit ist das oberste Gebot im Umgang mit unseren Kunden, die Fragen der Studierenden sollen kompetent beantwortet und Probleme schnell gelöst werden. Im Idealfall lernt ein Wohnheimplatzsuchender seine Belegungssachbearbeiterin nur beim Einzug kennen und verhandelt alle weiteren Fragen mit seinem zuständigen Hausmeister.
Das Studentenwerk baut ein Qualitätsmanagement-System auf, in dem natürlich auch unsere Abteilung eine wesentliche Rolle spielt. Ich lege großen Wert auf die Zufriedenheit unserer Kunden, sei es in der Abwicklung notwendiger Formalitäten als auch bei der flexiblen Reaktion auf entstehende Fragen der Mieter in unseren Wohnheimen.

Das Studentenwerk Dresden steht mit 45 Wohnheimen und 8.132 Wohnheimplätzen an zweiter Stelle in Deutschland nach dem Studentenwerk Berlin. Damit ist Ihre Abteilung eine wichtige Einnahmequelle für das Studentenwerk. Wie sind Ihre Planvorgaben für 2004, und wie wollen Sie diese erreichen?
Trotz erheblicher Kürzungen in den Planvorgaben war es unumgänglich, die Mieten zum 1.Januar um 1,5 % zu erhöhen. Aussagen zur Entwicklung der Betriebskosten kann ich derzeit noch nicht machen. Im April erfolgt der Vergleich zum Verbrauch Vorjahr zu den Ansätzen im Plan 2004. Eine rückwirkende Verrechnung gibt es im SW nicht, aber wenn die Planansätze nicht ausreichen, sind Mieterhöhungen nicht auszuschließen.
Diese Zahlen sind wiederum von den Studenten selbst zu beeinflussen ? sowohl positiv als auch negativ. Energiesparen ist immer noch ein ?heißes? Thema in unseren Wohnheimen! Auf unserer Website und über Postkarten- oder Plakataktionen werden wir verstärkt für "energiebewusstes Wohnen" werben.
Immerhin haben wir im letzten Jahr erreicht, dass in fünf Dresdner Wohnheimen die Betriebskosten durch konsequente Mülltrennung gesenkt wurden. Dies ging u.a. auf eine Studentenwerksinitiative zurück, die mit mehrsprachigen Aufklebern auf das Duale System hinwies.

Es gibt eine Wohnheimkonzeption für die Sanierung und Entwicklung des Wohnheimbestandes. Wo liegen die Schwerpunkte für die nächsten Jahre?
In diesem Jahr konzentrieren wir uns auf die Fertigstellung der Wundtstraße 3, damit sind an diesem Standort drei von sechs Wohnheimen saniert, es folgen dann die drei Häuser der Hochschulstraße 46, 48 und 50. Dieser Komplex entstand Ende der achtziger Jahre, und seit Gründung des Studenten- werks wurde hier eine konsequente Werterhaltung der Gebäudesubstanz betrieben, so dass die Kosten der Sanierung etwas geringer ausfallen als in der Wundtstraße (bei mehr Plätzen pro Wohnheim, zum Vergleich: Hochschulstraße 304 Plätze/Haus, Wundtstraße 210 Plätze/Haus).
Ein weiterer Schwerpunkt für dieses Jahr ist die Verbesserung der Situation in den Wohnheimen Fritz-Löffler-Straße 16 und im Wohnheim D in Zittau in Vorbereitung. Hier soll zwar keine Komplettsanierung erfolgen, jedoch eine schrittweise Renovierung, konkret: In den Wohnheimen werden Küchen- und Sanitärtrakt modernisiert und so umgebaut, dass sich weniger Studenten (und nicht mehr der ganze Etagenflur) eine Küche oder ein Bad teilen müssen. Das klingt nicht sehr spektakulär, bedeutet aber im Einzelfall eine große Komfortverbesserung für die Betroffenen. Außerdem wird in der Fritz-Löffler-Straße 16 und im WH Blasewitzer Straße 86 der Internetzugang ermöglicht.

Es gibt seitens des Freistaates keine Zuschüsse mehr für den Bereich Wohnen, weder für sanierte noch für unsanierte Häuser. Wie wollen Sie die Kostensteigerungen (Personal, Medien) auffangen?
Fehlende Landeszuschüsse bedeutet für uns, dass wir alle großen Investitionen Wohnheimsanierung selber finanzieren müssen. Daraus resultierend wird z.B. die Sanierung der drei Häuser auf der Hochschulstraße mindestens drei Jahre in Anspruch nehmen.
Einsparungen beim Personal hat es gegeben. Die meisten Hausmeister betreuen mehrere Wohnheime, aber man muss bedenken, dass ein weiterer Rückgang beim Personal auch Serviceminderungen zur Folge hätte. Kein Student möchte lange Wartezeiten bei der Abgabe seines Wohnheimantrages in Kauf nehmen, und auch ein Hausmeister vor Ort soll möglichst oft Sprechzeit haben und dann sofort alle Reparaturen selbst erledigen. Das alles sind berechtigte Vorstellungen von Serviceleistungen, die jedoch qualifiziertes und motiviertes Personal voraussetzen.


Das Gästehaus in zwei Häusern der Hochschulstraße gehört mit 310 Betten auch zu Ihrer Abteilung. Wer kann dort wohnen? Was ist hier für die Zukunft geplant?
Im Internationalen Gästehaus Hochschulstraße können Studierende sowohl aus Deutschland als auch aus dem Ausland für bis zu drei Monate Quartier nehmen. Bedingung ist, dass sie nicht in Dresden immatrikuliert sind (sonst könnten sie ja in unseren ?normalen? Wohnheimen wohnen). Es gibt alle Komfortklassen vom Platz im Zweibettzimmer bis zum 1-Raum-Appartement, entsprechend liegen die Preise bei 120?282 Euro/Monat bzw. bei tageweiser Nutzung bei ca. 17 Euro/Nacht. Im Rahmen der Sanierung des Komplexes Hochschulstraße wird auch dieser Bereich schrittweise saniert. Die Gästezimmer verteilen sich dann nicht mehr auf zwei Häuser, sondern werden sich künftig in einem Hochhaus befinden.

Frau Tzscherlich, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in Ihrer neuen Tätigkeit.

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