Studienstandort Sachsen - Eine gute Entscheidung!?

An article published in SPIEGEL-EI edition9/2008, valid from 28.04.2008 to 12.05.2008.

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Wer kennt sie nicht, die Umfragen zur Beliebtheit von Dialekten, die zahllosen Hochschulrankings und Vergleiche der Attraktivität von Hochschulstandorten. Was ist dran an den Vorurteilen und Klischees über den Osten? Spiegel-Ei hat unter Studierenden aus den alten Bundesländern nachgefragt, und auch wenn es vorerst nur einzelne Meinungen sind, so stimmt das positive Stimmungsbild doch verhalten optimistisch. Die Reihe wird fortgesetzt.

Tatjana K. aus München hat sich vor sechs Jahren aus privaten Gründen dazu entschlossen, in Dresden Romanistik zu studieren. Bei einem Spontanbesuch an der Fakultät Sprachwissenschaften traf sie auf eine freundliche Studienberaterin, die sie sofort überzeugte, dass sie hier und nirgendwo anders studieren sollte. Sie organisierte sich übers Internet ihren Wohnheimplatz (Lob ans Studentenwerk für die unkomplizierten Abläufe bei der Zimmersuche) und begann ihr Studium im Wintersemester 2002/03. Heute sagt sie über ihre Wahlheimat: "Dresden ist eine wunderbare Stadt, bequem strukturiert, hier der Campus, da das Kneipenviertel und mittendrin die Altstadt - und alles in wenigen Minuten mit Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zur erreichen." Apropos Bahn und Bus: Das günstige Semesterticket loben alle Studenten, die teure Tickets gewohnt sind.

Barnabas B., der im 6. Semester Wirtschaftsingenieurwesen studiert, kennt ganz andere Preise aus seiner Heimatstadt München. Auch die Miete, die er in Dresden in unmittelbarer Campusnähe für sein WG-Zimmer zahlt, ist deutlich günstiger als in westdeutschen Großstädten. Der Student erzählt, dass ihn der Vater eines Freundes, der schon lange in Dresden arbeitet, vom guten Ruf der Dresdner Uni berichtete - und deshalb hat er sich kurz entschlossen in den Osten gewagt. "Ich bin ganz ohne Vorbehalte hierher gekommen und würde das Studium in Dresden jederzeit weiterempfehlen. "Natürlich ist Dresden keine Metropole wie München, aber das Flair der Elbwiesen ist unvergleichlich..." gibt Barnabas B. seiner Zufriedenheit Ausdruck. Er hat sich dafür entschieden, an der Uni in Dresden zu studieren, denn in München wird der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen nur an der dortigen Fachhochschule angeboten.

In Görlitz traf Spiegel-Ei Melanie B., die an der Hochschule Zittau/Görlitz Kultur und Management im 2.Semester studiert. Das Besondere an ihrer Situation - sie ist Mutter einer siebenjährigen Tochter, die schon zur Schule geht. Die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Studium und Kindererziehung sind überall unterschiedlich. Schwierig ist es immer, aber Melanie B. fühlt sich in Görlitz gut aufgehoben. Gemeinsam mit ihrer Tochter kam sie im vorigen Sommer aus Tübingen nach Görlitz. Melanie B. bewarb sich um einen Studienplatz und kümmerte sich gleichzeitig um Wohnung, Schule und Hortplatz. "Görlitz hat eine wunderbare Altstadt, das Studium ist anspruchsvoll, aber auch interessant. Meine Wohnung mit Balkon in einem Gründerzeithaus ist bezahlbar, und durch die Hilfe des Studentenwerks und der Stadtverwaltung habe ich in Görlitz schnell Fuß gefasst", berichtete Melanie B. "Da ich meinen ursprünglichen Beruf nicht mehr ausüben konnte, musste ich mich nach einer Alternative umschauen, und nur ganz wenige Hochschulen in Deutschland bieten Kultur und Management als Studienrichtung an. Ich wollte genau dieses Studium und hatte kein Problem damit, in den Osten zu gehen."

So ähnlich sah es auch Sophie v. F., die aus Bayreuth nach Dresden kam. Sie hatte ihr Vordiplom BWL an der dortigen Uni absolviert und anschließend für die Spezialisierungsrichtung Logistik die Wahl zwischen Kiel und Dresden. "Ich kannte Dresden zwar nur von Besuchen als Tourist, aber meine Eltern haben mir sofort zugeraten, hier zu studieren. Da mein Vater aus Plauen im Vogtland stammt, hat er einen besonderen Bezug zu Sachsen. Viele meiner Freunde aus Bayreuth sind woanders hingegangen zum Studieren, die meisten sind allerdings im Westen geblieben."

Bleibt zu hoffen, dass zunehmend mehr Bewerber aus den alten Bundesländern nach Sachsen an die Hochschulen strömen, motiviert durch die Empfehlungen ihrer Landsleute, die den Schritt in den gar nicht mehr so wilden Osten gewagt haben. Der Freistaat Sachsen, die Hochschulen und auch die sächsischen Studentenwerke wollen mit einer in Kürze beginnenden gezielten Imagekampagne noch mehr junge Leute "aus dem Westen" für ein Studium in Sachsen bewegen. Das Studentenwerk seinerseits hat den ersten Schritt getan und bereits in einer neuen Website "Sieben gute Gründe für ein Studium in Dresden" eingestellt. Die Seite soll ständig erweitert und u.a. durch Meinungen von Studenten zu diesem Thema ergänzt werden. Über spontane Wortmeldungen zum Studium in Sachsen würde sich das Studentenwerk freuen: heike.mueller@swdd.tu-dresden.de

Anja Buch/Heike Müller

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