"China Town" Wundtstraße

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Noch vor wenigen Jahren fiel es auf, wenn Studenten vom Asiatischen Kontinent an die Dresdner Hochschulen kamen. Mittlerweile sind es so viele, dass man fast schon von Alltag sprechen kann. Auch im Studentenwerk stellt man sich auf die aus China kommenden Studenten ein.

In den Wohnheimen des Studentenwerks wohnen immerhin 549 chinesische Studenten, und viele davon möchten gern in einem Haus der Wundtstraße oder des Zelleschen Weges wohnen, weil es günstig zum Campus gelegen ist - für 264 von ihnen hat das geklappt. Sehr gern wohnen die chinesischen Studenten in der preiswerten unsanierten Wundtstraße 1, 102 haben dort ihr Domizil gefunden. Über 50 von ihnen studieren im Bereich Berufspädagogik. Das miteinander Leben in einem Haus bringt viele Vorteile, können sich die Studenten doch fachlich austauschen und gemeinsam lernen.

Studentenwerk und Fakultät Berufspädagogik veranstalteten im April dieses Jahres eine Eröffnungsveranstaltung für alle chinesischen Studenten des Institutes Berufspädagogik. Ziel der Zusammenkunft war die Kommunikation der Wünsche und Anforderungen sowohl des Studentenwerks als auch der chinesischen Studenten. Für die jungen Leute aus China, meist Einzelkinder, fast immer aus sehr behüteten Verhältnissen, war es das erste Mal, dass sie Informationen über das Leben in einem deutschen Wohnheim bekamen. So profan es klingt, aber das Einhalten hygienischer Mindest-Putz-Standards muss mit viel Geduld eben erstmal vermittelt werden. Reinigungsfirmen kommen zwar in die Wohnheime, reinigen aber nur Flure und Gemeinschaftsküchen, keineswegs spülen sie Geschirr oder putzen persönliche Wohnbereiche. "Zwar haben wir noch keine durchschlagenden Erfolge bei der Küchenreinigung", berichtet Ute Arnold, Wohnbereichsleiterin der Wundtstraße, "aber wir können die Studenten nur für dieses Problem sensibilisieren, wenn wir immer wieder mit Informationen auf sie zugehen."

Da schon im Vorfeld von Seiten der Chinesen kommuniziert wurde, dass es einen etwas erhöhten Platzbedarf im Küchenbereich geben würde, änderte man die Raumstruktur auf vier Etagen und schuf aus Lagerräumen zusätzliche Küchen mit Tischen, Sitzplätzen und Kochplatten. Wie Frau Arnold berichtet, wurde das sehr positiv aufgenommen: "Die chinesischen Studenten kochen oft und viel. Der Club Wu 5, in der Wundtstraße 1 ansässig, berichtet, dass man zu jeder Tages- und Nachtzeit Küchendüfte wahrnehmen kann. Aber man kommt miteinander aus. Die Chinesen stören sich nicht am Clubleben, und die Clubleute haben sich an die Düfte gewöhnt." Toleranz gegenüber anderen Kulturen sei eine unabdingbare Voraussetzung fürs Leben im Studentenwohnheim, fügt sie dann noch hinzu.

Neben den beiden Wohnheimtutoren vom Studentenwerk, die im Bereich Wundtstraße für Fragen und Probleme ausländischer Studenten da sind, können sich die chinesischen Studenten auch an Frau Sun Yan wenden, sie ist 2. Vorsitzende des Vereins der chinesischen Studenten und Wissenschaftler in Dresden (E-Mail: purplish2005@hotmail.com)

Viele der jetzt noch in der unsanierten Wu 7 wohnenden Studenten ziehen ab September in die frisch sanierte Wu 5. Das Studentenwerk hofft, dass es den chinesischen Studenten in dem sanierten Haus gefällt. Mit der Sanierung der Wundtstraße 1 hat es noch etwas Zeit. Wünschenswert wäre es schon, dass etwa bis 2010 alle Häuser des Areals Wundtstraße in neuem Glanz erstrahlen.

Anja Buch

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