Winterdienst ist Fitnesstraining

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Zsuzsanna Lindner, Hausmeisterin seit über 20 Jahren, kann sich an viele strenge Winter erinnern, aber der diesjährige ist besonders: Sehr gern schneit es genau am Wochenende, wenn die Hausmeister des Studentenwerks Bereitschaft haben. Nicht, dass Zsuzsanna Lindner an 'ihren' Wohnheimen am Zelleschen Weg Schnee schieben müsste, hier gibt es eine Fremdfirma, die das übernimmt. Aber sie beackert schneeräumungstechnisch gemeinsam mit ihren Hausmeister-Kollegen im Areal Wundtstraße ein riesiges Gelände. Beackern ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck, da es sich weniger um ein Feld als vielmehr um 15.041 m² Verkehrsfläche handelt - Zugänge zu den Wohnheimen Nr. 1, 3, 5, 7, 9 und 11 und den Pkw-Stellflächen.

Ungefähr vier Stunden dauert es, um Wege, Plätze, vierzehn Treppenanlagen und Zugänge von der weißen Pracht zu befreien. Aber auch nur, wenn es nicht permanent weiterschneit. Dabei kommt man ordentlich ins Schwitzen, denn nicht alles lässt sich mit der Maschine beräumen, Treppen, Zugänge und schmale Wege müssen in Handarbeit geschippt werden. Meistens macht das Wetter ja nicht, was es soll. Noch nicht mal das, was vorausgesagt ist. Ist nun der Wetterbericht die Bibel der "Winterdienstler"? "Was soll’s", wiegelt Hausmeister Lutz Farack (Wundtstraße 9 und 11) ab, "Im Winter ist es halt kalt und es schneit, daran ist doch nichts Besonderes!"

Bereits im Herbst werden die Winterdienste an den Wochenenden eingeteilt, jedes zweite Wochenende müssen die Hausmeister ran. Wenn es schneit. Wenn Freitagmittag abzusehen ist, dass es am Wochenende ruhig bleibt, wird die Winterdienst-Bereitschaft abgesagt. Geld gibt’s nur als Sonntags- oder Feiertagszuschlag, die Arbeitsstunden müssen abgefeiert werden. Bei der Einteilung der Dienste muss darauf geachtet werden, dass keiner der drei Wundtstraßen-Hausmeister "Technischen Rufbereitschaftsdienst" hat. Der dauert eine ganze Woche und umfasst ein volles Wochenende und alle Nächte dazwischen. Da beim Technischen Bereitschaftsdienst alle Gebäude und Einrichtungen des Studentenwerks betreut werden und unter Umständen weite Wege anfallen, darf dieser Dienst nicht mit dem Winterdienst kombiniert werden. Um die drei Hausmeister der Wundtstraße Lutz Farack, Hartmut Grimmer und Andreas Haugk nicht alleine im Regen, pardon, Schnee, stehen zu lassen, gehört außer Zsuzsanna Lindner vom Zelleschen Weg noch Bernd Pätzold, ein Mitarbeiter der Abteilung Bau/Technik des Studentenwerks, zum Schneeteam.

Mögen die Hausmeister den Winter trotz aller Mühen? Es sieht so aus, denn Zsuzsanna Lindner baut immer noch gern Schneemänner mit ihrer Enkelin. Hartmut Grimmer und seine Kollegen füllen Streu-Split in den Behälter des kleinen Diesel-Traktors und harren der nächsten Schneefälle. Bis Mitte März dauert der Winterdienst noch, planmäßig. Sollte es danach noch mal rutschig werden, kommen die Hausmeister trotzdem und räumen und streuen, da sind sie flexibel!

Übrigens: Die im Artikel genannten Mitarbeiter stehen natürlich stellvertretend für alle 19 fleißigen Hausmeister in den Wohnheimen des Studentenwerks!

Anja Buch

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