Ratgeber
Bei dem folgenden Text handelt es sich um einen Ratgeberbeitrag aus der Kategorie „Karriere & Bildung“.
Berufsbild Zahnarzt: Wie verläuft das Zahnmedizinstudium?
Veröffentlicht am 11.04.2025Autor: M. Herrmann

Für viele Studierende ist die Zahnmedizin eine überaus interessante und praxisorientierte Fachrichtung, die Technik, Handwerk, Medizin und Ästhetik miteinander verbindet. Der Weg hin zum Beruf der Zahnärztin oder des Zahnarztes ist jedoch anspruchsvoll und vielschichtig. Er erfordert nicht nur naturwissenschaftliches Wissen, sondern auch eine ausgeprägte Feinmotorik und Empathie im Umgang mit Patientinnen und Patienten. Dieser Beitrag gibt einen Überblick darüber, was Studierende im Zahnmedizinstudium erwartet, welche Herausforderungen und Chancen auf sie zukommen und wie der Berufsalltag einer Zahnärztin bzw. eines Zahnarztes später aussehen kann.
Aufbau des Zahnmedizinstudiums nach der neuen ZApprO
Nach der neuen Approbationsordnung für Zahnärzte und Zahnärztinnen (ZApprO) gliedert sich das Zahnmedizinstudium in drei große Abschnitte, an deren Ende jeweils ein Teil der Zahnärztlichen Prüfung steht. Nach vier Semestern folgt der Erste Abschnitt der Prüfung, anschließend werden in zwei sogenannten „Phantomsemestern“ die Grundlagen für den Zweiten Abschnitt gelegt, und nach weiteren vier klinischen Semestern schließt man mit dem Dritten Abschnitt ab. Wer die dritte Prüfung erfolgreich besteht, hat den Staatsexamensstudiengang Zahnmedizin abgeschlossen.
Zum Gesamtumfang gehören rund 5.000 Stunden über einen Zeitraum von fünf Jahren. Vorgeschrieben sind zudem eine Ausbildung in Erster Hilfe, ein einmonatiger Krankenpflegedienst, eine vierwöchige Famulatur sowie Fachkunde im Strahlenschutz. Den Abschluss bildet die Zahnärztliche Prüfung, verteilt auf drei Teilprüfungen (Erster, Zweiter und Dritter Abschnitt). Jede dieser Prüfungen setzt bestimmte Teilnahme- und Leistungsnachweise voraus, die in den entsprechenden Paragrafen (§19, §42, §58) der ZApprO geregelt sind. Nach erfolgreichem Bestehen kann die Approbation zum Zahnarzt bzw. zur Zahnärztin beantragt werden. Für eine Kassenzulassung ist im Anschluss eine zweijährige Vorbereitungszeit nachzuweisen.
Eine Promotion ist nach dem Staatsexamen möglich, sie ist jedoch keine Voraussetzung, um den zahnärztlichen Beruf auszuüben.
Das Zahnmedizinstudium im Detail
Erster Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung
Nach vier Semestern endet der Erste Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung. Zur Zulassung müssen Studierende diverse Praktika und Kurse erfolgreich absolvieren, darunter:
- Praktikum der Physik für Studierende der Zahnmedizin
- Praktikum der Chemie für Studierende der Zahnmedizin
- Praktikum der Physiologie
- Praktikum der Biochemie und Molekularbiologie
- Praktikum der makroskopischen Anatomie
- Praktikum der mikroskopischen Anatomie
- Praktikum der Berufsfelderkundung
- Übung in medizinischer Terminologie
- Praktikum der Zahnmedizinischen Propädeutik mit Schwerpunkt Präventive Zahnheilkunde
- Praktikum der Zahnmedizinischen Propädeutik mit Schwerpunkt Dentale Technologie
Diese Lehrveranstaltungen vermitteln vor allem die naturwissenschaftlichen Grundlagen, grundlegende anatomische Kenntnisse sowie erste praktische Fertigkeiten in der zahnärztlichen Propädeutik. Der erfolgreiche Abschluss dieser Fächer ermöglicht die Anmeldung zur Prüfung des Ersten Abschnitts.
Zweiter Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung
Daran anschließend folgen zwei „Phantomsemester“, in denen die Studierenden praxisorientierte Aufgaben an sogenannten Phantomköpfen trainieren. Für die Zulassung zum Zweiten Abschnitt müssen unter anderem diese Praktika erfolgreich absolviert sein:
- Praktikum der Zahnerhaltungskunde am Phantom
- Praktikum der zahnärztlichen Prothetik am Phantom
- Praktikum der kieferorthopädischen Propädeutik und Prophylaxe
- Praktikum der zahnärztlich-chirurgischen Propädeutik und der Notfallmedizin
In diesem Studienabschnitt vertiefen die Studierenden ihre klinischen Fertigkeiten und lernen, unterschiedliche Behandlungstechniken an Übungsmodellen durchzuführen. Diese Fähigkeiten bilden die Grundlage für den Umgang mit realen Patientinnen und Patienten im nächsten Studienabschnitt.
Dritter Abschnitt der Zahnärztlichen Prüfung
Nach insgesamt weiteren vier klinischen Semestern erfolgt der Dritte Abschnitt, der zugleich den Schlusspunkt des Studiums setzt. Zulassungsvoraussetzung sind eine Reihe praktischer Kurse und Unterrichtsveranstaltungen, unter anderem:
- Praktikum in der Klinik bzw. Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten I und II
- Praktikum der zahnmedizinischen Diagnostik und Behandlungsplanung I und II
- Praktikum der kieferorthopädischen Diagnostik und Therapie I und II
- Operationskurs I und II
- Integrierte Behandlungskurse I bis IV
- Radiologisches Praktikum (unter besonderer Berücksichtigung des Strahlenschutzes)
Darüber hinaus müssen Studierende verschiedene Fächer und Querschnittsbereiche nachweisen, wie Pharmakologie, Toxikologie, Hygiene, Mikrobiologie, Virologie, Innere Medizin, Dermatologie und Allergologie, Berufskunde, Notfallmedizin und Schmerzmedizin sowie Aspekte der Altersmedizin und klinischen Werkstoffkunde. Auch Gesundheitswissenschaften, Ethik und wissenschaftliches Arbeiten gehören zum Lehrplan. Besteht man den Dritten Abschnitt, gilt das Staatsexamen als abgeschlossen.
Zahnärztliche Prüfung (Staatsexamen)
Da das Studium in drei Abschnitte gegliedert ist, umfasst die Zahnärztliche Prüfung insgesamt drei Teilprüfungen. Vor jeder Prüfung müssen die jeweils vorgeschriebenen Kurse und Praktika erfolgreich absolviert werden. Das Bestehen aller drei Prüfungsabschnitte ist Voraussetzung, um die Approbation als Zahnarzt bzw. Zahnärztin zu erhalten. Anschließend kann man, nach entsprechender Vorbereitungszeit, auch eine Kassenzulassung erwerben.
Eine Promotion ist keineswegs Pflicht, steht jedoch vielen Absolventinnen und Absolventen offen, etwa wenn sie in Forschung und Wissenschaft tätig sein möchten. Für die tägliche Praxis ist die Promotion der Zahnärzte Würzburg nicht erforderlich – dennoch entscheiden sich viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte dafür, um ihre Karriereoptionen zu erweitern.
Herausforderungen: Handwerk und Empathie
Das Zahnmedizinstudium verlangt ein breites Kompetenzspektrum. Neben naturwissenschaftlichen Kenntnissen zählen handwerkliche Präzision, Formgefühl und eine gute Hand-Augen-Koordination zu den Schlüsselfaktoren. Der Umgang mit empfindlichen Strukturen im Mundraum erfordert ein hohes Maß an Konzentration und Feingefühl, insbesondere bei chirurgischen Eingriffen oder filigranen Arbeiten wie Füllungstherapien.
Auch die sozialen Kompetenzen dürfen nicht unterschätzt werden. Die Angst vieler Patientinnen und Patienten vor dem Zahnarztbesuch lässt sich nur durch eine einfühlsame Kommunikation entschärfen. Wer gut zuhören und beruhigend auf sein Gegenüber eingehen kann, baut Hemmungen ab und gewinnt Vertrauen. Dabei lernt man schon während des klinischen Abschnitts, wie wichtig eine klare, angstfreie Atmosphäre für eine erfolgreiche Behandlung ist.
Chancen im Berufsleben: Von eigener Praxis bis zur Forschung
Mit dem Abschluss stehen Zahnärztinnen und Zahnärzten zahlreiche Wege offen:
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Selbstständigkeit in eigener Praxis
Vielen Studierenden schwebt die Gründung oder Übernahme einer Praxis vor. Sie ermöglicht eigenständiges Arbeiten und das Setzen eigener Schwerpunkte. Allerdings erfordert dies auch betriebswirtschaftliches Denken und die Bereitschaft, in Ausstattung und Personal zu investieren. Wer eine eigene Praxis nach dem Vorbild des Zahnarzt Würzburg aufbauen möchte, dem empfiehlt sich ein Praxismanagement-Aufbaustudium oder entsprechende Fortbildungen im Vorfeld der Gründung.
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Angestelltenverhältnis in Gemeinschaftspraxen oder Kliniken
Wer nicht direkt unternehmerisches Risiko eingehen will, kann als Angestellter in einer Praxis oder Klinik beginnen. Dieser Weg erlaubt das Sammeln praktischer Erfahrungen und konzentriertes Arbeiten am Patienten. Mit der Zeit lassen sich oft berufliche Spezialisierungen – z. B. in Kieferorthopädie, Implantologie oder Ästhetischer Zahnheilkunde – entwickeln.
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Forschung und Hochschulkarriere
Das Zahnmedizinstudium bietet die Option, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. An den Universitäten werden Forschungen etwa in den Bereichen Implantatwerkstoffe, Parodontologie, orale Mikrobiologie oder Digital Dentistry vorangetrieben. Wer Spaß an wissenschaftlichem Arbeiten hat und Theorie sowie Praxis miteinander verbinden möchte, kann eine Promotion verfassen und eine akademische Karriere starten.
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Industrie und Medizintechnik
Auch Unternehmen im Bereich Dentaltechnik, Werkstoffe und Medizintechnik suchen Zahnärzte als Berater oder Entwickler. Wer die Perspektive wechseln möchte und dabei Freude an Innovation und Produktentwicklung hat, kann dort seine Expertise gewinnbringend einsetzen.
Fazit: Ein Studium für Neugierige, Kreative und Verantwortungsbewusste
Das Zahnmedizinstudium vereint naturwissenschaftliches Denken, manuelle Präzision und psychologisches Geschick. Studierende müssen sich auf ein forderndes Lernpensum einstellen, werden dafür aber mit einem breitgefächerten Kompetenzerwerb belohnt. Ob eigenverantwortlicher Praxisbetrieb, angestellte Tätigkeit oder wissenschaftliche Forschung – die Chancen sind vielfältig und erlauben eine individuelle Gestaltung der beruflichen Laufbahn.
Wer von einer Mischung aus Technik, Humanmedizin und Patientenorientierung fasziniert ist, findet in der Zahnmedizin eine erfüllende Studien- und Berufswelt. Vom ersten Gipsmodell in der Vorklinik bis zur ambulanten Operation in der Uniklinik lernen angehende Zahnärztinnen und Zahnärzte, dass Handwerk und Empathie gleichermaßen wichtig sind. Gerade in der späteren Praxis wird diese Verbindung immer wieder erlebbar – ein Lächeln zu rekonstruieren oder Schmerzlinderung zu verschaffen, gehört zu den eindrücklichsten Erfahrungen in der Medizin. Hier liegt die wahre Essenz des Berufsbildes Zahnarzt: Es geht um präzise Technik, doch immer mit dem Menschen im Mittelpunkt.
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