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Bei dem folgenden Text handelt es sich um einen Ratgeberbeitrag aus der Kategorie „Karriere & Bildung“.

Bürokratische Grundlagen für Gründer im Studium

Veröffentlicht am 11.06.2025Autor: M. Herrmann

Bild von Freepik
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Die Gründung eines Unternehmens während des Studiums eröffnet viele Wege in die Unternehmerwelt. Die Verbindung von Theorie und Praxis im Rahmen von Vorlesungen und

Praktika bietet Vorteile für den späteren Berufsweg. Dabei steht die bürokratische Seite oft im Mittelpunkt vieler Fragen und Unsicherheiten. Eine gründliche Vorbereitung reduziert Stolpersteine und sorgt für einen reibungslosen Start in die Gründung.

Rechtsform und Anmeldung klären

Der erste Schritt besteht darin, die passende Rechtsform auszuwählen. Die Wahl bestimmt die Anmeldung, Haftung und steuerlichen Pflichten eines Unternehmens. Für Studierende ist häufig das Einzelunternehmen oder eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts sinnvoll, da die Gründung unkomplizierter verläuft und geringere Kosten anfallen.

Die gängigsten Rechtsformen im Überblick:

  • Einzelunternehmen: Einfachste Form, bei der der Gründer allein haftet und Entscheidungen trifft, kein Mindestkapital erforderlich.
  • Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR): Zusammenschluss von mindestens zwei Personen, gemeinsame Haftung mit Privatvermögen, kein Mindestkapital, Anmeldung beim Gewerbeamt erforderlich.
  • Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH): Kapitalgesellschaft mit beschränkter Haftung. Mindestkapital von 25.000 Euro, Eintragung ins Handelsregister notwendig.
  • Unternehmergesellschaft (UG): Variante der GmbH mit geringerem Mindestkapital (ab 1 Euro). Eintragung ins Handelsregister, Haftung beschränkt auf das Gesellschaftsvermögen.

Die Anmeldung eines Gewerbes ist beim Gewerbeamt Pflicht. Für freiberufliche Tätigkeiten entfällt die Gewerbeanmeldung, eine Anmeldung beim Finanzamt bleibt jedoch unerlässlich. Denn die Steuernummer ist entscheidend, um Rechnungen korrekt ausstellen und Steuererklärungen einreichen zu können.

Steuern und Sozialversicherung im Blick behalten

Die Unternehmensgründung im Studium bringt verschiedene steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Pflichten mit sich. Um den Überblick zu behalten, empfiehlt sich die Orientierung an folgenden Punkten:

  • Umsatzsteuerpflicht prüfen
    • Umsatz unter 25.000 Euro im laufenden Jahr und unter 100.000 Euro im Folgejahr: Kleinunternehmerregelung möglich
    • Keine Pflicht zur Ausweisung und Abführung der Umsatzsteuer
    • Buchführungspflicht bleibt bestehen, Einnahmen und Ausgaben müssen dokumentiert werden
  • Einkommensteuer beachten
    • Einnahmen aus der selbstständigen Tätigkeit zählen zum zu versteuernden Einkommen
    • Gewinnermittlung häufig über Einnahmenüberschussrechnung (EÜR)
    • Jährliche Steuererklärung erforderlich
  • Krankenversicherung
    • Studentische Krankenversicherung erlaubt Einkommensgrenzen
    • Überschreitung der Grenzen führt zu Wechsel in die reguläre freiwillige Krankenversicherung
    • Regelmäßige Prüfung der Einkünfte durch die Krankenkasse
  • Sozialversicherungspflicht prüfen
    • Kombination aus selbstständiger Tätigkeit und sozialversicherungspflichtigem Job kann Einfluss auf Beitragshöhe haben
    • Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung beachten
    • Befreiungs- und Nachzahlungsmöglichkeiten für Selbstständige
  • Beratung einholen
    • Kontakt zu Krankenversicherung und Steuerberater
    • Frühzeitige Klärung der Pflichten vermeidet spätere Probleme

Erforderliche Genehmigungen und weitere Pflichten beachten

Je nach Branche sind unterschiedliche Genehmigungen notwendig. Handwerksbetriebe benötigen eine Eintragung in die Handwerksrolle. Tätigkeiten im Lebensmittelbereich, im Gesundheitssektor oder bei Veranstaltungen unterliegen besonderen Auflagen. Eine sorgfältige Prüfung verhindert späteren Ärger und gewährleistet Rechtssicherheit.

Auch Datenschutz und gewerbliche Schutzrechte gehören zum Pflichtprogramm. Eine ordnungsgemäße Datenverarbeitung schützt vor Bußgeldern. Marken- oder Patentschutz sichern das geistige Eigentum. Gründungswillige sollten frühzeitig klären, welche Regelungen für ihre Geschäftsidee relevant sind.

Anlaufstellen und Unterstützung nutzen

Studierendenwerke, Gründerzentren und Beratungsstellen bieten wertvolle Unterstützung. Die frühzeitige Kontaktaufnahme ermöglicht eine individuelle Beratung, denn dort erhalten Gründer ausführliche Informationen zu Formalitäten, Förderprogrammen und steuerlichen Fragen. Ein Netzwerk aus erfahrenen Experten erleichtert den Einstieg und vermeidet Fehler bei der bürokratischen Abwicklung. Eine sorgfältige Planung und das Einholen von Informationen schaffen die Basis für eine erfolgreiche Selbstständigkeit.

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