WH-TÜV: Zellescher Weg 41 c + d

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 14/2004, gültig vom 05.07.2004 bis 18.07.2004.

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1950 von Professor Rettich gebaut, stehen die fünf kleinen denkmalgeschützten Wohnheime am Zelleschen Weg idyllisch im Grünen, mit Blumenwiesen und schönen alten Bäumen dazwischen, Lärm dringt kaum von der Straße herüber, nur nebenan die Hochhäuser der Wundtstraße verdrängen ein wenig den ländlichen Eindruck.

Drei der Häuser sind bereits saniert, die restlichen beiden fristen ein unsaniertes Dasein, konnten wegen der Nutzung der Anbauten durch die HTW (Chemielabor und Kraftsportraum) bisher nicht einer Sanierung unterzogen werden. Böse darüber sind die vielen ausländischen Studenten nicht, die in der Mehrzahl diese beiden Wohnheime bewohnen. „Die Miete gefällt mir“, meint Kweku aus Ghana, der nach Schließung der Semperstraße hierher kam, und meint damit, dass die 120 EUR Miete für ihn zu den großen Vorzügen des Hauses gehört. Außerdem sind alle 106 Plätze in Einzelzimmern - kaum vorstellbar, dass auf den 12 qm früher zwei Leute in Doppelstockbetten leben und miteinander klarkommen mussten.

Nicoleta aus Rumänien studiert Germanistik im 9. Semester und will in ihrer letzten Studienphase keinesfalls mehr umziehen, auch wenn sie nicht ganz zufrieden ist mit der Sauberkeit in Gemeinschaftsküche und Duschen. „Aber ich mische mich ein und rede mit den anderen Studenten, so oft, bis alle wissen, welche Regeln eingehalten werden müssen. Dabei unterstützen mich Kweku und andere Mitbewohner“.

Sie hat sich ihr kleines Zimmer wunderschön eingerichtet, beim Gardinen anbringen hat sogar Zsusanna Lindner, die Hausmeisterin, geholfen. Nun schwärmt Nicoleta von der Ruhe zum Studieren, die sie gesucht und endlich hier gefunden hat.

Zsusanna Lindner kümmert sich um alles, was in und um ihre Wohnheime vor sich geht, macht morgens als Erstes ihren Rundgang, schaut nach dem Rechten und redet viel mit den Bewohnern. Zur Zeit gibt es oft Ärger mit Jugendlichen, die große Zerstörung anrichten, Feuerlöscher auf Autos abgeblasen und Lampen kaputt gemacht haben. Alle Bewohner sind zur Wachsamkeit aufgerufen worden.
In Zsusanna Lindners Büro hängt ein großes Poster mit Fotos von ehemaligen Mietern, die ihr darauf bescheinigen, dass sie beste Hausmeisterin ist, die sie je hatten. „Da freut man sich schon“, meint Frau Lindner bescheiden.
Die riesigen Gänge in den unsanierten Häusern – in den sanierten konnten sie gut zum Einbau der Sanitärbereiche genutzt werden – werden täglich durch eine Reinigungsfirma gereinigt, ebenso die Küchen und Duschen, und trotzdem sieht es nach dem Wochenende manchmal schlimm aus. Hier hilft nur, sich der Mithilfe von verlässlichen Bewohnern zu versichern, die aufpassen und sich wie Nicoleta nicht scheuen, den anderen „ein paar Takte zu sagen“.
Yuriy, ein ukrainischer Student, macht nachts oft das Licht in den Gemeinschaftsräumen aus und hofft, dass andere seinem Beispiel folgen. Ob er wohl mit dazu beigetragen hat, dass in diesen beiden Häusern die Miete wegen niedriger Nebenkosten ab 01.06. um 2,31 EUR gesenkt werden konnte?Sich einmischen lohnt – in diesem Fall genauso wie in den anderen Beispielen...

Hannelore Webel

Zahlen:
1950 erbaut, unsaniert
106 Plätze in Einzelzimmern
Miete: 120 EUR
pro Etage 5 Toiletten, 2 Duschen, 1 Küche mit 2 Herden, drei Viertel der Zimmer besitzen Kühlschrank
Münzwasch- und Trockenautomaten im Haus 41d
Internetanschluss, Fahrradraum, Telefonanschluss

Bewertung:
Lage des Hauses: sehr gut
Baulicher Zustand: befriedigend
Zimmerstruktur: gut
Sport- und Freizeitmöglichkeiten: gut

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