Ein Tag in der Kita SpielWerk

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 3/2013, gültig vom 08.04.2013 bis 05.05.2013.

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Spielen in der Kita SpielWerk
Eine Kiste wird zum eigenen Haus (Foto: Yasna Iraji)

...oder von der Schwierigkeit, einen Teller zu leeren

Oft hört man, wie bewundernde Worte geäußert werden zu Lehrern, die es schaffen, Erstklässlern innerhalb eines Jahres Lesen und Schreiben beizubringen. Das ist eine gewaltige Leistung. Mindestens genauso viel Lob verdienen aber auch die Erzieherinnen, die den Jüngsten im Alter von wenigen Wochen bis zu drei Jahren das Allein-Essen-mit-dem-Löffel, das Anziehen der (eigenen) Schuhe und viele andere Lebensgrundlagen beibringen.

„Die Wiederholung ist die Mutter der Erziehung!“ hat bereits ein schlauer Pädagoge richtig gesagt. Aber wie motiviert sich zum Beispiel Nine (Jeanine), Bezugsperson in einer Gruppe der Kita SpielWerk, Tag für Tag von morgens bis abends immer wieder die gleichen Worte zu sprechen? „Ich liebe meine Arbeit hier.“ sagt sie ganz unprätentiös. „Kaum zu glauben, dass ich schon Kindern das Aufräumen beigebracht habe, die jetzt vielleicht schon am Gymnasium Latein lernen.“

Ihr Tag in der Kita beginnt frühestens 7 Uhr, wenn die Kita ihre Türen öffnet. Wenn gegen 7:45 Uhr alle ihr Frühstück verspeist haben, gibt es täglich den Morgenkreis – Rituale sind wichtig. Die Kinder werden begrüßt und ein Lied wird gesungen oder etwas erzählt. Anschließend spielen die Kinder mit dem Ball, mit großen Kisten, schauen mit Nine ein Buch an oder rennen in der hügeligen Spiellandschaft um die Wette. Dann geht es auch schon an die frische Luft, gern in den Garten der Kita oder in den gegenüberliegenden Beutlerpark. Drei Erzieherinnen betreuen im Krippenbereich 18 Kinder, da bleibt nicht wirklich viel Zeit zum Atemholen, wenn 18 Paar Stiefel angezogen und 18 x Schals, Mützen und Handschuhe gefunden werden wollen.

In der Zwischenzeit wird in der oberen Etage der Kita „SpielWerk“ in einer Gruppe von Drei- bis Sechsjährigen schon fleißig für ein Puppenspiel geprobt. Drei Mädchen haben sich zurückgezogen in die Spielebene, die nur über eine Treppe erreicht werden kann und möchten ein Puppentheater aufführen. Erzieherin Manu (Manuela Neubert) in der Zwickmühle? Keineswegs: „Ihr könnt die Handpuppen oben hinlegen und heute Nachmittag euer Stück aufführen. Jetzt wird Obst gegessen und dann gehen wir in den Garten.“ Klare Ansagen vereinfachen das Leben. Auch in der Kita.

Basteln in der Kita SpielWerk
Endlich wieder basteln mit Ostereiern! (Foto: Yasna Iraji)

Manuela Neubert ist seit vielen Jahren in der Kita tätig – auch sie hat bis vor einigen Jahren den Allerkleinsten im Krippenbereich das „Grundwerkzeug“ beigebracht. Jetzt arbeitet sie im Bereich der größeren Kinder. Hier können die Kinder schon sehr selbständig und in beachtlicher Geschwindigkeit die Teller leeren. Im letzten Jahr erhielt die Kita die Zertifizierung der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Über die Hälfte der Pädagoginnen haben an naturwissenschaftlichen Workshops zu verschiedenen Themen wie Wasser, Luft, Sprudelgase, Magnetismus u.a. teilgenommen und ihr Wissen in der Arbeit mit den Krippen- und Kindergartenkindern umgesetzt. Manuela Neubert hat mit den Kindern ihrer Gruppe ein Eiswürfel-Experiment durchgeführt. Dazu durften die Kinder Wasser in Formen gießen, aus den gefrorenen Würfeln Türme bauen, das Schmelzwasser färben und wieder neu einfrieren und schließlich die farbigen Eiswürfel zum Malen benutzen. Ein für alle Seiten faszinierendes Experiment!

Viele Anregungen gibt es im SpielWerk: Im Rahmen des Programms „Frühe Chancen“ arbeitet die Sprachberaterin Melanie Grube in der Kita. (Mehr Infos unter: www.fruehe-chancen.de). Sie zeigt, wie Übungen zur Sprachentwicklung in den Alltag der Kinder integriert werden können Die Sprachberaterin arbeitet gemeinsam mit den Erzieherinnen im Alltag in den Gruppen, bietet den Kindern Sprachanreize im beim freien Spiel oder beim Anschauen von Büchern, hilft beim Anziehen und bei den Mahlzeiten. Für die Fragen der Eltern und Erzieherinnen steht sie jederzeit zur Verfügung.

Immer am Freitag findet das „besondere Frühstück“ statt: Auf einer langen Tafel werden Brötchen, Butter und Obst aufgebaut und die Kinder können sich nach Lust, Laune und Appetit selbst bedienen. Jeden Tag bieten die Erzieherinnen Möglichkeiten der Selbstentfaltung: Bastelprojekte (jetzt zur Osterzeit dürfen die ausgeblasenen Eier nicht fehlen!), Malen, Zeichnen und Singen gehören wie selbstverständlich dazu. „Wenn einer mal zu gar nichts Lust hat, motiviert ihn vielleicht das Tun der Anderen.“ erzählt Erzieherin Manu: „Am Ende haben sie alle etwas gebaut oder gemalt oder gebastelt, da bleibt keiner außen vor.“ Während die großen Kinder noch im Garten „Pferd und Kutscher“ spielen, sitzen die Kleinsten schon um den Mittagstisch. Es gibt Reiseintopf und Brot, anschließend einen Pudding. So mancher Löffel landet nicht direkt im Mund, aber am Ende sind doch irgendwie alle satt und zufrieden. Und so werden sie auch heute wieder einen winzigen Schritt in Richtung Selbständigkeit machen.

Anja Buch

Studentenwerk Dresden, Kita „SpielWerk“, Am Beutlerpark 6, 01217 Dresden
Anmeldung über Studentenwerk Dresden, Kita-Koordinatorin Silke Wulf
Fritz-Löffler-Str. 18, 01069 Dresden, 2. OG, Zi. 203 E-Mail: silke.wulf@studentenwerk-dresden.de

In der Kita „SpielWerk“ am Beutlerpark werden 160 Kinder im Alter von acht Wochen bis zum Schuleintritt betreut. Sie besuchen je nach Alter die Säuglingsgruppe, eine der fünf sechs Krippengruppen vom 1. - 3. Lebensjahr oder eine der vier Kindergartengruppen vom 3. Lebensjahr bis zur Einschulung.

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