Als Tutor am Studentenwerk Dresden (Teil 3)

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 7/2005, gültig vom 28.03.2005 bis 10.04.2005.

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Das Tutorenprogramm der Robert Bosch Stiftung bringt Absolventen aus fünf Länder nach Deutschland, die einen eigenständigen Beitrag zum interkulturellen Austausch zwischen den Ländern leisten. Spiegel-Ei sprach mit Chad Robertson, dem amerikanischen Tutor.

S.E.: Hallo, Herr Robertson. Wie geht’s Ihnen?
C.R: Gut, Danke. Und bitte, nennen Sie mich Chad.

S.E.: Gern, Chad. Was machen Sie hier in Dresden?
C.R: Ich bin Bosch-Tutor an der TU, HTW und der Hochschule in Zittau. Ich führe Konversationskurse für Studenten, die Englisch sprechen möchten und Ihre englischen Sprachkenntnisse verbessern wollen.

S.E: Und gefällt es Ihnen?
C.R: Ja. Meine Studenten sind super (wenn sie sprechen). Wir sprechen über verschiedene Themen, und einmal pro Woche gibt es auch einen englischen Stammtisch. Die Leute, die ich hier in Dresden kennen gelernt habe, sind fantastisch! Meine Mitbewohnern, Marc, Tomi, Maria… sie sind super! Und die Stadt! Dresden ist wunderschön. Die Architektur, die Kunst…es gibt hier so viel zu erleben. Ich habe davor noch nicht so viel gesehen…

S.E.: Und wo kommen Sie her, Chad?
C.R: Ich komme aus Texas.

S.E.: Texas…ja? Wie finden Sie George Bush? Gefällt er Ihnen?
C.R: Immer die erste Bemerkung, die ich bekomme… Nein, ich bin nicht für Bush, Danke. Aber viele haben mich daran erinnert, dass ich aus demselben Staat wie George Bush komme. Meistens gibt es keine Probleme, aber manchmal gibt es Deutsche, die mich nicht mögen, weil ich aus Texas komme. Es war besonderes schlimm während der Wahl, aber jetzt ist es kein Thema mehr. Manchmal ist es auch schwer in Europa zu sein, weil es hier keine guten Meinungen über Amerikaner gibt. Alles, was ich höre, ist, „Amerikaner sind doof“ oder „Alle Amerikaner sind fett.“ Ich wiege 66 Kilogramm! (Anm. d. R.: Bei einer Größe von 1,80 m)

S.E: Vermissen Sie denn Texas?
C.R: Ja, natürlich. Ich liebe Texas. Dort sind meine Familie und Freunde, und das Land ist so schön. Ich komme aus Austin, es ist eine der coolsten Städte, die man sich vorstellen kann. Überall gibt es Musik, freundliche Leute und gutes Essen. Aber ich finde es auch super hier in Deutschland! Wenn ich jetzt nicht in Deutschland wäre, würde ich es vermissen. Es ist sehr schwer, wenn man sein Herz an zwei Orten hat, aber das Leben ist so, und es gibt schlechtere Dinge als meine Situation. Bin ich traurig, weil ich zu viele Leute kennen gelernt habe, zu viele Erfahrungen an verschiedenen Orten gemacht habe? Nein, das Leben ist gut. Sehr gut.

S.E: Was möchten Sie nach dem Tutoren-Programm tun?
C.R: Das weiß ich noch nicht. Ich bin hier bis mindestens bis August. Dann läuft mein Visum ab. Aber ich möchte hier in Deutschland wohnen. Nicht für immer, aber einige Jahre wären schön. Für die Zeit nach dem Programm suche ich Arbeit in Berlin oder hier in Dresden. Was für einen Job? Das weiß ich nicht genau. Etwas an einer Universität wäre super. Oder an einer Botschaft. Und dann…später, vielleicht Präsident? Mal sehen. Aber jetzt bin ich in Dresden und alles ist super.

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