Burgas und Dresden – so nah, so fern

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 4/2016, gültig vom 04.05.2016 bis 07.06.2016.

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Seit einigen Jahren arbeitet das Studentenwerk Dresden mit studentischen Tutoren zusammen, um zum Beispiel Erstsemesterstudenten den Einzug zu erleichtern.

Gruppenfoto der Wohnheimtutoren
Seit einigen Jahren arbeitet das Studentenwerk Dresden mit studentischen Tutoren zusammen, um zum Beispiel Erstsemesterstudenten den Einzug zu erleichtern. Auch Radoslav D. (untere Reihe, ganz links) und Gloriya D. (obere Reihe, 2. v. l.) aus Bulgarien lernten sich bei der Arbeit als Wohnheimtutoren kennen.

Auch viele andere Aufgaben erledigen die studentischen Tutoren – sie organisieren z. B. Veranstaltungen, bei denen man andere Studenten kennenlernt, haben eine Stadtrallye ins Leben gerufen und bieten Orientierungshilfe im Studentenleben. Ganz gelegentlich passiert es auch, dass sich zwei Studenten kennen und lieben lernen, die zwar im selben Land und in derselben Stadt aufwuchsen, aber trotzdem erst in Dresden als Tutor wirken mussten, um sich zu treffen.

Zufalls-Begegnung in Deutschland

So geschah es auch Radoslav D. und Gloriya D. aus Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Aus ganz unterschiedlichen Gründen kamen beide nach Dresden: Radoslav begann sein Studium schon 2010 im Oktober, er wollte Bauingenieur werden, sattelte aber nach zwei Semestern um auf ein Architekturstudium an der TU Dresden.

Weil er zu Beginn seines Studiums nur wenig Unterstützung erhielt, dachte er, dass es eine gute Idee sei, selbst aktiv bei der Betreuung von Studierenden mitzuwirken und wurde Tutor beim Studentenwerk. So kam es, dass er auch im Herbst 2013 beim Einzug ausländischer Studierender mithalf und Gloriya traf, die gerade ihren Mietvertrag unterschrieb. Sie hatte von Bulgarien aus nach Unis gesucht, die die Studienrichtung Mechatronik anbieten. Dabei war sie auf Aschaffenburg gestoßen. Erst im allerletzten Moment änderte sie ihren Studienwunschort. Als sie beim Jobben am Schwarzen Meer eine Dresdner Familie kennenlernte, die von der Stadt schwärmte und aus der ein Familienmitglied sogar in der Mechatronik-Branche arbeitete, stand ihre Entscheidung fest: Dresden musste es werden (Ach, gäbe es doch mehr solcher „unbekannten Dresden-Botschafter"! A. d. R.)!

Die beiden Studenten stellten fest, dass sie am gleichen Gymnasium die deutsche Sprache gelernt hatten. Trotzdem waren sie sich nie zuvor begegnet! Schnell waren sich die beiden einig, dass sie gemeinsam als Tutor arbeiten möchten. Daraus entstand auch eine Liebesbeziehung, die bis heute trägt.

Als Tutor gibt man Hilfe zur Selbsthilfe

Gemeinsam machen sie mit bei Veranstaltungen im Internationalen Wohnheim FRITZ multi-cool-tural (= Wohnheim Fritz-Löffler-Straße 16), organisieren dort den Willkommens-Abend zu Beginn des Semesters, kümmern sich mit um die Anreisebetreuung, erledigen mit den Studenten Behördengänge, beantworten E-Mails und veranstalteten eine City Tour. Erstmals in diesem Semester haben sie eine ganz neue Idee entwickelt: Wohnheim-Tutoren werden ihr Heimatland vorstellen, z. B. mit typischem Essen, Musik usw. – der Termin wird auf der Website des Studentenwerks bekannt gegeben.

Manja Franke, Mitarbeiterin des Studentenwerks Dresden und zuständig für das FRITZ, kennt Gloriya und Radoslaw schon lange: „Sie sind sehr aktiv und haben immer wieder neue Ideen, was man gemeinsam mit internationalen Studierenden machen könnte.” Offensichtlich ist es immer noch die beste Art, Tutor zu werden: Man organisiert das, was man selbst gern erlebt hätte nach dem Sprung ins kalte Wasser, sprich nach dem Studienstart im fremden Land/in „WEIT WEIT WEG” von Zuhause!

Gloriya hat als Tutorin für ausländische Studierende einen „Sensor” dafür, was gut bei den Wohnheimstudenten ankommt, und was nicht. Sie studiert Europäische Sprachen an der TU Dresden und auch sie hat in der Jury dafür gestimmt, dass das „Fritz” jetzt FRITZ multi-cool-tural heißt.

Studenten, die sich für eine Tätigkeit als Wohnheimtutor interessieren, finden HIER alle Informationen:

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