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„Wir rechnen, damit Du zählst“ – die 21. Sozialerhebung sucht Antworten

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 6/2016, gültig vom 06.07.2016 bis 31.07.2016.

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Noch bis zum 31. Juli wird die Sozialerhebung durchgeführt. Mit dieser großen Online-Befragung soll die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland aktuell erfasst und abgebildet werden. Jeder sechste der rund 2,8 Millionen Studierenden in Deutschland (ohne Studierende im Promotions- bzw. Fernstudium) erhält eine E-Mail-Einladung von der Hochschule. Durch eine gute Rücklaufquote können auch sehr unterschiedliche und teilweise kleine Studierendengruppen unter die Lupe genommen werden.

Anne-Liesse
Anne-Liese finanziert ihr Studium mittels Studienkredit und Nebenjob.

SPIEGEL-EI hat schon vorab einige Dresdner Studenten zu Ihrer Situation befragt:

Anne-Liesse F. kommt aus Polen und studiert an der TU Dresden, ihre Fachrichtung ist die Medieninformatik: „Ich wollte schon immer etwas mit Technologie und Entwicklung machen, und in der Medieninformatik gibt es für Absolventen ein breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten. Ich finanziere mir mein Studium mittels Studienkredit und Nebenjob. Mein Job als geringfügig Beschäftigte hat mich in den Bereich Kommunikation geführt. Hier arbeite ich 7,5 Stunden pro Woche und kann mein Wissen aus dem Studium anwenden, das ist interessant und macht Spaß. Ich wohne in einem Studentenwohnheim, von dem ich in 15 Minuten Fußweg die Uni erreichen kann. Im Wohnheim kann ich neue Menschen kennenlernen und viel Spaß haben.

Christiane
Christiane G. ist Dresdnerin und studiert an der TU Dresden im Fach Psychologie.

Christiane G. ist Dresdnerin und studiert an der TU Dresden im Fach Psychologie. Da sie einen Sohn hat, bekommt sie Kindergeld und Sozialgeld sowie Unterhalt für ihr Kind. Sie wird von ihren Eltern unterstützt und hat Anspruch auf den Mehrbedarf für Alleinerziehende. Als Sozialgeld wird ALG II für Kinder bezeichnet. Wenn Kinder ALG II vom Jobcenter beziehen, wird die Sozialleistung Sozialgeld genannt, nicht ALG II. Bei nicht beurlaubten Studenten mit wenig Einkommen erhalten die Kinder oft noch Sozialgeld vom Jobcenter. Neben dem Studium arbeitet sie ca. 2 Stunden pro Woche als Kursleiterin für das USZ (Unisportzentrum).

Christiane und ihr Sohn wohnen in einer WG, er besucht das SpielWerk, die Kita des Studentenwerks Dresden. Sie isst ca. dreimal wöchentlich in der Mensa, meist im Siedepunkt, manchmal im Zeltschlösschen: “Die Qualität des Essens variiert – meistens finde ich das Angebot gut und schmackhaft. Generell finde ich die vegetarischen Angebote im Vergleich zum Fleischessen zu teuer. Meines Erachtens sollte ein Essen mit Fleisch nicht günstiger sein als eines ohne.

Fabian
Fabian L. bekommt kein BAföG und ist auf die finanzielle Unterstützung seiner Eltern angewiesen. Neben seinem Studium arbeitet er etwa 7 Stunden pro Woche in der Webentwicklung beim Studentenwerk Dresden.

Fabian L. studiert ebenfalls an der TU Dresden in der Fachrichtung Elektrotechnik (Diplom) im 2. Fachsemester. Er bekommt kein BAföG und ist auf die finanzielle Unterstützung seiner Eltern angewiesen. Neben seinem Studium arbeitet er etwa 7 Stunden pro Woche in der Webentwicklung beim Studentenwerk Dresden. Seine finanzielle Situation wird dadurch erleichtert, dass er noch bei seinen Eltern wohnt. Er besucht die Mensen des Studentenwerks fast täglich, je nach Angebot und dem jeweiligen Standort seiner Vorlesung, hauptsächlich das Zeltschlösschen und die Alte Mensa.

Viktor H. studiert an der TU Dresden Lehramt für Gymnasien im 3. Fachsemester Masterstudiengang: „Ich habe nie BAföG beantragt, weil ich mein Absolventendasein nicht mit Schulden anfangen wollte“. SPIEGEL-EI: Wussten Sie, dass man nur 50 % des gewährten BAföG-Darlehens zurückzahlen muss?

Viktor H: „Nein, das war mir nicht klar.“ So wie Viktor stellen viele Studierende gar keinen Antrag, weil sie glauben, dass sie ohnehin keine Förderung erhalten. Das ist schade, denn manchmal würde sicher schon die Hälfte der Maximal-Förderung helfen, das Studium zu finanzieren. Viktor H., dessen Heimat Plauen im Vogtland ist, wurde zunächst von seinen Eltern unterstützt und fand später während seines Studiums einen Job an der Uni, der idealerweise zu seiner Studienrichtung passt. Er geht ein- bis zweimal pro Woche in die Mensa WUeins oder in die Mensa Siedepunkt essen und wohnt in einer privaten WG. Mit seinem Verdienst aus dem eigenen Job mit ca. 10 Wochenstunden und der elterlichen Unterstützung kommt er gut über die Runden.

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