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Fünf Fragen an … Alexander B. Student an der Technischen Universität Dresden

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 5/2019, gültig vom 04.11.2019 bis 01.12.2019.

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An welcher Hochschule studieren Sie/in welchem Studiengang/Fachsemester?

Alexander B.: Ich studiere im 10. Fachsemester an der TU Dresden Maschinenbau. Spezialisiert habe ich mich dort in der kleinen Vertiefungsrichtung Verarbeitungsmaschinen- und Textilmaschinenbau.

Foto: Alexander B.
Alexander ist aktiv im Projekt WHAT, dessen Anliegen es ist, dass sich junge Menschen für gesellschaftliche Themen interessieren. Darüber hinaus möchte er Menschen motivieren, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren. © privat

Wo sind Sie geboren und aufgewachsen?

Alexander B.: Geboren bin ich in Leipzig. Meine Eltern sind aber kurz danach aus der Stadt raus aufs Dorf gezogen – wo ich auch aufgewachsen bin. Mein Abitur habe ich in Schkeuditz gemacht.

Gefällt Ihnen Dresden als Studienort?

Alexander B.: Ja und nein. Ich mag an Dresden die vielen coolen Menschen, die ich in den letzten Jahren hier kennenlernen durfte und die mich maßgeblich darin geprägt haben, wie ich bin. Das verbindet mich auf einer ziemlich tiefen Ebene mit der Stadt.

Auf der anderen Seite hat sich Dresden nicht zu Unrecht einen Ruf als Hochburg der neuen Rechten erworben. Noch immer ist Pegida mehrmals im Monat mit vierstelligen Teilnehmerzahlen in der Stadt, es haben Menschen Bomben vor Moscheen gelegt und dass jedes Jahr um den 13. Februar Neonazis aus ganz Europa durch Dresden ziehen, interessiert irgendwie auch kaum noch jemanden. Was ich damit sagen möchte: Die Stadtgesellschaft hat hier in Dresden ganz offensichtlich kein Problem damit, rassistisches und antidemokratisches Gedankengut in ihrer Mitte zu akzeptieren oder gar zu teilen. Ich wünsche mir von den Bürger*innen hier immer etwas weniger Gleichgültigkeit und mehr Motivation, dem etwas entgegenzusetzen.

Gehen Sie in die Mensa essen/Wohnen Sie im Wohnheim/bei den Eltern/ in einer WG?

Alexander B.: Ich habe vor einigen Jahren mit elf Leuten eine große WG gegründet, in der ich eigentlich 24/7 was zu essen bekommen könnte – einfach, weil sich rund um die Uhr in unserer Küche immer jemand gerade was zu essen macht und wir auch echt viel gemeinsam kochen. Aber es zieht mich trotzdem auch mehrmals pro Woche in die Mensa.

Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade studieren?

Alexander B.: Wie schon angesprochen, interessiere ich mich für gesellschaftliche Themen. Ich habe mich lange im Studierendenrat (StuRa) engagiert und bin seit Dezember einer der vier studentischen Vertreter*innen im Senat der TU Dresden, dem höchsten Gremium unserer Uni. Dort geht es um Fragen, die die ganze TU betreffen.

Ansonsten bin ich noch im Referat WHAT des StuRa aktiv. Unser Ansatz ist, dass wir besonders junge Menschen für gesellschaftliche Themen interessieren wollen. Dafür organisieren wir Veranstaltungen und Diskussionsrunden, aber auch ab und zu Demonstrationen. Das Ziel von WHAT ist es, Menschen zu politisieren – also sie zu befähigen, sich eine eigene politische Meinung zu bilden. Darüber hinaus wollen wir sie dann motivieren, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren.

Außerdem beteilige ich mich in diesem Jahr zum zweiten Mal an einem Projekt des Auswärtigen Amtes mit der TU Dresden und der TU Bergakademie Freiberg, bei dem es darum geht, demokratische Strukturen an Universitäten in der Ukraine und in Belarus auf- bzw. auszubauen. Dieses Projekt hat mir so eindrucksvoll wie nie zuvor in meinem Leben die Freiheiten unserer Gesellschaft aufgezeigt – und dass wir diese Freiheiten nicht leichtfertig aufgeben dürfen. Für diese Werte müssen wir gemeinsam als Gesellschaft einstehen, unsere Welt gestalten und im Zweifel auch widersprechen. Nicht nur in Dresden, sondern überall.

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