Überlegungen des Architekten zur Hochschulstraße 50

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 20/2005, gültig vom 24.10.2005 bis 06.11.2005.

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Der Komplex aus den 3 Wohnhochhäusern der Hochschulstraße 46–50 wurde in den 1980er Jahren errichtet. Die 17-geschossigen Gebäude stellen eine Variante eines mehrfach modifizierten Wohnungsbautypus dieser Zeit dar, sie werden seit ihrer Erbauung als Studentenwohnheime genutzt. Die seinerzeit vernachlässigten energieökonomischen Maßnahmen wie ungedämmte Fassaden- und Loggiaplatten verursachen hohe Betriebskosten dieser Häuser. Weiterhin sind Ausstattung und sanitäre Einrichtung der Gebäude teilweise noch im Zustand der Erstausstattung und entsprechen weder dem heutigen Standard noch den geltenden Brandschutzbestimmungen, hinzukommen nach ca. 25-jährigem Betrieb unvermeidliche Abnutzungserscheinungen.

Da die Lage auf Grund der direkten Nähe zur Universität und hinsichtlich der kurzen Wege zum Stadtzentrum optimal ist, erschien eine Weiternutzung der Wohnheime und damit eine notwendige Generalrenovierung und Modernisierung der Gesamtanlage geboten. Diese soll, beginnend mit der Hochschulstraße 50, in den kommenden zwei Jahren erfolgen. Die Gebäudeplanung für das Haus Nummer 50 liegt dabei in den Händen der Architektengemeinschaft Zimmermann.

Nach Analyse des Bestandes und zur Realisierung der künftigen Gebäudefunktionen liegt der Planung für die Hochschulstraße 50 folgende Aufgabenstellung zugrunde:

- Generalrenovierung des Bestandes und punktuelle Umgestaltung der Grundrissstruktur unter dem Aspekt der künftigen Nutzung als Internationales Gästehaus des Studentenwerks
- Einordnung von Gemeinschaftseinrichtungen (Bistro, Rezeption, etc.) vornehmlich im Erdgeschoss
- Verbesserung des Wärme- und Schallschutzes durch Anbringen einer gedämmten, hinterlüfteten Vorhangfassade und Erneuerung der Fenster, teilweise mit erhöhten Schallschutzanforderungen sowie Installation von Anlagen zur Wärmerückgewinnung im Objekt
- Realisierung der brandschutztechnischen Forderungen für Hochhäuser im Rahmen des Bestandes
- Räumliche Komprimierung und Modernisierung der technischen Ausrüstung

Die vorgegebene Zielstellung eines Gästehauses mit individuell genutzten Küchen- und Sanitäreinheiten wird unter Beibehaltung der vorhandenen Grundrissstruktur umgesetzt. Die komplette Tragkonstruktion des Gebäudes bleibt erhalten, Eingriffe werden nur punktuell und in geringem Umfang durchgeführt. Die Anordnung der Zimmer an den Außenseiten sowie der innen liegenden Sanitär- und Küchenbereiche wird grundsätzlich beibehalten, in Teilbereichen erfolgen Grundrissoptimierungen. Die den einzelnen Zimmern vorgelagerten Loggien werden auf Grund ihrer geringen Bautiefe und der schlechten Nutzbarkeit aufgegeben und zur Vergrößerung der Wohnfläche den jeweiligen Wohneinheiten zugeschlagen. Im Gebäude findet sich auch zukünftig ein Mix aus unterschiedlich großen Wohneinheiten, wobei weiterhin Einzelappartements dominieren.

Das Erdgeschoss wird mit neuen Nutzungen versehen: Im eingangsnahen Bereich werden dem Charakter des Gästehauses entsprechend ein Bistro und ein Beratungsraum eingerichtet, ebenso findet die Rezeption mit dem Büro-, Verwaltungs- und Versorgungsbereich hier Platz. Weiterhin werden eine Hausmeisterwohnung sowie sechs Zimmereinheiten für Gäste eingeordnet.

An der Außenhaut des Gebäudes erfolgen die größten Veränderungen. Die gegenwärtig vorhandene Fassadengestaltung verweist auf das in der DDR praktizierte Prinzip der Serienfertigung. Geschosshohe Elemente erstrecken sich jeweils über eine Zimmerachse und spiegeln die Grundrissstruktur nach außen wieder. Mit Ausnahme der Nordfassade sind alle Gebäudeseiten durch den regelmäßigen Wechsel von Fenster – und Balkonelementen gegliedert, dieser Wechsel wird durch die unterschiedliche Farbgebung mit weißen und blauen Fliesen verstärkt. Um die gestalterisch und bauklimatisch unbefriedigende Gebäudehülle aufzuwerten, ist eine gedämmte und hinterlüftete Vorhangfassade vorgesehen. Die vorhandene monotone Struktur soll durch eine stärker differenzierte Außenhaut überblendet werden. Diese betont einerseits durch Brüstungsbänder und Tiefenstaffelung die horizontale Dimension und setzt andererseits durch die von gelb nach grün wechselnde Gestaltung einzelner Glas- und Metallelemente Farbakzente. Die Wohnbereiche werden optisch zusammengefasst und von den geschlossenen Fassadenflächen abgesetzt.

Architektengemeinschaft Ulf Zimmermann

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