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Wunschdenken und Realität - Was sich Studenten vom Studentenwerk erhoffen

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 23/2006, gültig vom 04.12.2006 bis 17.12.2006.

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Die große Zeit des Wünschens ist bekanntlich der Monat Dezember, Wunschzettel werden verfasst, Konten überprüft, Marketing-Strategen rennen offene Türen ein… Wie sehen die Wünsche der Studenten an „ihr“ Studentenwerk aus? Damit beschäftigte sich die Redaktion des SPIEGELl-EI im November und fragte nach.

Susann T., Studentin im 7.Semester Erziehungswissenschaften, sitzt auf dem Flur im BAföG-Amt des Studentenwerks und zieht die Stirn in Falten auf die Frage nach offenen Wünschen: “Klar wäre es schön, wenn man schneller seinen BAföG-Bescheid bekommen würde, aber immer fehlt noch irgendein Formular, das man noch nachreichen muss.- Wünsche, die das Mittagsangebot betreffe? Mit den Mensen bin ich zufrieden, meistens besuche ich die Bergstraße, die ist zwar überfüllt, aber ich gehe trotzdem hin.“ Zum Kulturangebot merkt sie selbstkritisch an, dass für sie der Tag noch mehr als 24 Stunden haben müsste, so aber schafft sie es selten, auszugehen. Den Wunsch nach Verlängerung des Tages von 24 auf 30 Stunden kann das Studentenwerk leider nicht erfüllen und so ist es gut, dass wir Ralf Z. treffen. Er ist nahezu wunschlos glücklich, denn der Nachname – mit „Z“ beginnend – beschert ihm im BAföG-Amt sehr kurze Wartezeiten. Offensichtlich sind die Namen mit W, X, Y und Z eher selten vertreten. Als Student der Karthografie im 11. Semester an der TU wohnt er nahe am Campus im Wohnheim Fritz-Löffler-Straße und isst fast täglich in einer seiner beiden Lieblingsmensen Reichenbachstraße oder Bergstraße. Ein Wunsch fällt ihm dann doch noch ein: Man müsste das All-you-can-eat-Restaurant aus der Mensa Klinikum in den Campus verlegen, „…dort schmeckt es fabelhaft und der Preis stimmt auch.“

Franziska M. (Studentin Wirtschaftsingenieurwesen im 3.Semester) hat einen Wunsch für die Gänge im Studentenwerk: „Der schönste Gang mit der Galerie befindet sich in der 3.Etage – aber dort ist kein Amt. Im Bereich Wohnen und im BAföG-Amt sieht es aus wie auf irgendeiner Behörde, hier fehlt es an einer fetzigen IKEA-Couch und origineller Beleuchtung.“ Und für 2007 soll die Nachtwanderung unbedingt am Abend vor dem „dies academicus“ stattfinden! Susann L. aus Görlitz (Tourismus-Studentin im 7.Semester) wünscht sich, dass bei Feueralarm im Wohnheim Vogtshof (der leider von irgendwelchen Ganoven vorsätzlich ohne Anlass ausgelöst wird) weniger als eine Stunde vergeht, bis der Alarm abgestellt wird. Auf den Speiseplan der neuen Mensa – die sie fast täglich besucht und die sie sehr lobt – wünscht sie sich Königsberger Klopse.

Das Thema Speiseplan beherrscht sehr oft das Wunschdenken: Stefan R., Promotionsstudent im Fach Elektrotechnik wünscht sich Minestrone (italienische Gemüsesuppe) ohne Speck und Beefsteak mit Senf. Maxi N.s Wünsche gehen eher in Richtung Öffnungszeiten: „ Das BAföG-Amt hat nur zweimal pro Woche geöffnet, und dann sind es so kurze Zeitfenster, auf deren Einhaltung peinlich genau geachtet wird, das schafft doch kein Mensch (Student)!“ Gut findet sie, dass man die Unterlagen auch im Servicebüro abgeben kann, aber gelegentlich hätte sie auch gern mit ihrer Bearbeiterin ein Wort gewechselt. Für die Salatbar in der Mensa Bergstraße findet sie lobende Worte.

Studentin Sandy B. von der HTW lobt das Essen in der Mensa Reichenbachstraße und die vielen Aktionswochen, wie z.B. die gerade beendete Vorstellung des Studentenwerks Potsdam. Sie wünscht sich eine spanische Woche, weil sie ihr Auslandssemester 2007 wahrscheinlich in Alicante verbringen wird. Sebastian E., TUD Verkehrswirtschaft möchte zum wohlschmeckenden Kaffee im Foyer der Mensa Bergstraße noch das WLAN (drahtloser Internetzugang) benutzen können und wünscht allen zukünftigen BAföG-Empfängern „die Frau Grande als Bearbeiterin. Sie ist superschnell und kann alle Fragen sofort beantworten.“

Die Tendenz zeigt es klar: Studenten haben immer Hunger und essen, was auf den Tisch kommt. Weil es schmeckt. Und weil der Preis stimmt. Wie auch der Rest der Bevölkerung will der Student nicht gerne warten, wenn es aber unbedingt sein muss, dann in angenehmer Umgebung und mit Aussicht auf Erfolg. Hoffen wir, dass auch die weihnachtliche Bescherung bei allen Studenten ohne lange Wartezeiten und mit dem gewünschten Ergebnis stattfindet. Und nach dem Neujahrs-Kater wartet zumindest auf die TU-Studenten noch ein schönes nachträgliches Weihnachtsgeschenk: Die Eröffnung der Alten Mensa Mommsenstraße, in der dann hoffentlich keine Wünsche offen bleiben.

Anja Buch

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