Die Leichtigkeit des Seins

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 14/2007, gültig vom 09.07.2007 bis 22.07.2007.

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Seit dem 15. Juni steht an der Terrasse der Alten Mensa eine "Windkinetische Skulptur". Was soll sie darstellen, und was sagen die Studenten dazu?

Langsam bewegt sich der große Flügel, wiegt sich spielerisch im Wind, kippt nach links oder rechts um und verlagert sich immer wieder von der Horizontalen in die Vertikale und zurück, wobei er sich, je nach Windrichtung, um die eigene Achse dreht. Und das alles tut sie, ohne dabei groß aufzufallen, denn hören kann man diese fast schon gemächlichen Bewegungen nicht.

Die Rede ist von der Windkinetischen Skulptur, die auf der Freitreppe vor der Cafeteria Mommsenstraße steht. Das Schauspiel, welches sie dort veranstaltet, kann man seit dem 15. Juni 2007 beobachten. Doch was symbolisiert sie eigentlich, diese Skulptur? Entworfen wurde sie von Prof. Rolf Lieberknecht, der u.a. Architektur studierte und Professor für Bildhauerei und Dreidimensionale Gestaltung an der Folkwang Kunsthochschule in Essen ist. Mit seinem Entwurf gewann er den Wettbewerb "Kunst am Bau" für die Mensa Mommsenstraße, der vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) ausgeschrieben und finanziert wurde. In einer Erläuterung seiner Skulptur schrieb Rolf Lieberknecht:

"Das künstlerische Medium der kinetischen Skulptur behandelt anders als das Medium des bewegten Bildes nicht das Erzählen einer Geschichte, sondern die meist abstrakte Darstellung des Veränderlichen und des Ereignishaften. Der statischen Dreidimensionalität von Masse und Raum wird als vierter Wert die Dimension der Bewegung in der Zeit hinzugefügt."

Ein Zeichen für Bewegung und Veränderung ist sie also, die vom Menschen erschaffene und von der Natur belebte Skulptur. Aber was sagen nun die dazu, die jeden Tag dieses Kunstwerk sehen? Die Meinungen zur Skulptur allgemein sind breit gefächert. Hydrologiestudentin Lisa Schmidt fand sie unspektakulär; dahingegen ist Stefan Berger (Maschinenbau) der Meinung, sie werte das Gelände auf, da die graue Treppe so lockerer erscheine. Apropos: Zu grau und deshalb fast schon zu dezent finden viele der Studenten das Kunstwerk - vielleicht ein Grund dafür, dass es erst wenigen aufgefallen ist.

Auch auf die Frage, was die Kinetische Skulptur darstellen soll, gab es verschiedenste Antworten, die von Unruhe über adaptive Antennenkonstruktion bis hin zur Radaranlage reichten. Jurastudent Günther Ogger dachte anfangs sogar, es wäre eine ausziehbare Leinwand, um von der Terrasse aus Fernsehen im Großformat zu haben. Beim näheren Betrachten interpretierte er die Konstruktion und ihre Bewegungen dann allerdings als ein Zeichen für die "Leichtigkeit des Seins". Seine Kommilitonin Janine Töllner fügte hinzu: "Auf jeden Fall wirkt es beruhigend, sie anzuschauen. Da ist es mir egal, was sie darstellen soll."

Kunst am Bau allgemein wurde übrigens von allen Befragten als etwas Positives angesehen, so z.B. von Svenja Herzog, die Architektur studiert: "Kunstwerke an alltäglichen Gebäuden müssen einfach da sein, da sie zum Nachdenken und Diskutieren anregen und vor allem vom Alltag ablenken können." Nun ja, sie hat ihre Daseinsberechtigung also auch von den Studenten bekommen, die Windkinetische Skulptur. Hoffentlich bleibt das auch so, damit sie ungestört ihr Spiel mit Balance und Schwerkraft im Wind fortsetzen kann.

Ludwig Fröb

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