Familiengründung im Wohnheim

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 22/2007, gültig vom 10.12.2007 bis 23.12.2007.

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Eine Redewendung besagt, dass Ehen im Himmel geschlossen werden.* Der Aphorismus lautet nach Marie von Ebner-Eschenbach "Ehen werden im Himmel geschlossen, aber dass sie gut geraten, darauf wird dort nicht gesehen". Manchmal werden Ehen aber auch im Studentenwohnheim - wenn schon nicht geschlossen, so doch wenigstens angebahnt. So geschehen vor sechs Jahren im Wohnheim Petersburger Straße.

Damals zog eine Psychologiestudentin aus Sachsen-Anhalt vom Wohnheim Güntzstraße 22 ins frisch sanierte Wohnheim St. Petersburger Straße. Der Einzug gestaltete sich noch beschwerlich - mit Umzugskisten und noch nicht funktionierendem Fahrstuhl in die 9. Etage - das war eine Herausforderung. Aber sie wurden belohnt durch den Teamgeist der acht Mitbewohner auf der Etage, gemeinsame Weihnachtsfeiern mit Feuerzangenbowle oder sie genossen den Blick vom Küchenfenster auf das Silvesterfeuerwerk. Im Juni 2001 schickte dann das Studentenwerk einen neuen Mitbewohner - einen Maschinenbaustudenten aus der Nähe von Dresden. Es dauerte noch einige Monate, aber als beide im März 2003 auszogen, waren sie ein Paar geworden. Die Hochzeit fand im Mai 2007 statt.

Die Belegungsmitarbeiterin des Studentenwerks, die damals unbeabsichtigt für die "Eheanbahnung" sorgte, bekam deshalb kürzlich eine kleine Danksagung aus Stuttgart geschickt, wo das ehemalige Studentenpaar heute lebt - immer noch sehnsüchtig an die schöne Studienstadt denkend: "...Die Wohnheimanlage war praktisch: nah zur Uni, zum Kino und zum Großen Garten, toll, dass man alles mit dem Fahrrad erreichen konnte." Und das Studentenwerk bekommt noch mehr Lob: "...Apropos Mensa: Die Auswahl und das Essen waren immer super, auch im Vergleich zu den Firmenkantinen, die man jetzt so erlebt oder zu Mensen in anderen Städten. Den Speiseplan hab ich immer im Spiegelei gelesen."

Selbst Katastrophen, wie die Jahrhundertflut im Sommer 2002 standen die Wohnheimbewohner gemeinsam durch: "Draußen stieg das Wasser, aber den Ernst der Lage haben wir erst "kapiert", als es hüfthoch stand. Ein Mitbewohner war von der Arbeit nach Hause "geschwommen". Es gab weder Wasser noch Strom und uns wurde erst zu spät klar, dass wir noch Trinkwasser brauchten. Erstaunlich, mit wie wenig Wasser man auskommen kann, wenn man muss."

Bleibt dem Studentenwerk nur noch zu wünschen, dass die Ehe gut gerät, getreu dem anfangs genannten Aphorismus.

Anja Buch

*Ehen werden im Himmel geschlossen und die Torheiten auf Erden begangen. Aphorismus

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