Vom Studentenausweis zur HiTCard

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 7/2008, gültig vom 31.03.2008 bis 13.04.2008.

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Die Studierenden an der HTW Dresden (Hochschule für Technik und Wirtschaft) brauchen kein großes Portmonee. Nicht weil sie wenig Geld haben, sondern weil sie bald in einer Chipkarte sowohl Studentenausweise als auch Bibliothekskarte und Parkplatzzugang vereinigt wissen.

Was Professor Thomas Wiedemann vom Fachbereich Informatik 2003 zu entwickeln begann, war nicht mehr und nicht weniger als der Studentenausweis der Zukunft. Wir alle stöhnen über zu viele Chipkarten, aber die Studenten der HTW haben eine Multifunktionskarte und somit viel Platz im Portmonee. Der Name HiTCard ist patentrechtlich als Wortmarke geschützt, er beinhaltet keine spezielle Abkürzung, sondern "nur" die Tatsache, dass auf dem elektronischen Studentenausweis mit Mifarechip für bis zu 16 verschiedenen Anwendungen und Foto und Bibliothekscode Platz ist. Auf der Rückseite befindet sich ein wieder beschreibbarer Thermostreifen, auf dem die Kennung für das neue Semester und das Semesterticket nach jeder Rückmeldung aktualisiert werden. An einem Selbstbedienungsterminal im Foyer der HTW können die Studenten selbständig die Rückmeldung und Bezahlung des Semesterbeitrages über EC-Karte vornehmen. Dieser Ausweise ist "der Hit", daher der Name.

Die Karte bietet viele Möglichkeiten - 16 so genannte Sektoren bieten viel Platz, um die Funktionen noch zu erweitern. Der Zugang für ausgewählte Labore ist für Studenten der Elektrotechnik und des Maschinenbaus bereits Selbstverständlichkeit. Weitere Funktionen sind im Gespräch, wie z. B. das bargeldlose Bezahlen in Bibliothek und Druckerei. Verständlich, dass die HTW-Studenten stolz sind auf "ihren" Studentenausweis. Professor Wiedemann als Entwickler bekommt fast nur positive Rückmeldungen. Kein Wunder, können doch die Studenten z.B. ihre ausgeliehenen Bücher auch um Mitternacht noch - mit Hilfe der HiTCard - am Bibliotheksterminal abgeben.

Natürlich darf an dieser Stelle der obligatorische Einwand zur Frage der Datensicherheit nicht fehlen. Aber auch hier ist sich Monika Niehues, Dezernentin für Studienangelegenheiten, mit Prof. Wiedemann einig: "Die Studenten geben persönlich ihren Pin-Code ein und sind damit bei Verlust geschützt. Auf dem Chip sind weder Name noch Adressdaten gespeichert. Alle Benutzerfunktionen sind abgestimmt mit dem Studentenrat und dem Personalrat. Studenten waren an wichtigen Entscheidungen zur HiT-Card beteiligt. Datenmissbrauch ist quasi ausgeschlossen." Die guten Argumente, die für den elektronischen Studentenausweis sprechen, haben auch die Entscheidungsträger an der Hochschule für Musik (HfM) überzeugt, weshalb auch dort die Studierenden inzwischen über einen elektronischen Studentenausweis verfügen. Das Team von Prof. Wiedemann ist gern bereit, sein Know How in Sachen Multifunktionskarte mit weiteren Hochschulen zu teilen.

Demnächst - ab September 2008 - wird auch das Mensaessen von dieser Karte abgebucht. Was im Moment noch als Modellversuch läuft, wird ab Wintersemester 2008/09 für alle HTW-Studenten Normalität. Anstatt des jetzt noch extra zu erwerbenden Emeals lädt dann jeder Mensagänger seinen Studentenausweis auf und bezahlt damit das Schnitzel an der Essenausgabe. Das Studentenwerk ist sehr einverstanden mit dieser Art der Bezahlung. Weil sich auf dem Studentenausweis ein Lichtbild befindet, kann sofort kontrolliert werden - sozusagen per Augenaufschlag - ob der betreffende Schnitzelesser wirklich Student ist und also nur den ermäßigten Preis bezahlen muss. Mit dem Studentenausweis kann in jeder Mensa bezahlt werden, da es sich um die gleiche Chipart handelt wie das Studentenwerk ihn auch im Emeal-Anhänger verwendet. Missbrauch quasi ausgeschlossen.

Anja Buch

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