Höhenangst kommt nicht in Frage

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 11/2008, gültig vom 26.05.2008 bis 08.06.2008.

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Der Hausmeister des Wohnheims Hochschulstraße 48 kann sich keine Höhenangst leisten. Bei 17 Etagen, die zu betreuen sind, wäre das auch problematisch. Zum Glück erfreut sich Bernd Mann bester Gesundheit, seine 61 Jahre sieht man ihm nicht an. Von allen Hausmeistern im Bereich der Hochschulstraße ist er derjenige, der am längsten dabei ist. Seit 1990 arbeitet er für das Studentenwerk Dresden. Noch bis 2005 fuhr er jeden Tag mit dem Auto von Kamenz nach Dresden, doch seit drei Jahren wohnt er in der Landeshauptstadt und nutzt das Fahrrad für den Arbeitsweg. Würden die Fahrstühle in der Hochschulstraße mal beide ausfallen, könnte Bernd Mann locker die paar Etagen zu Fuß bewältigen, aber bisher ist das noch nicht vorgekommen.

Den Fahrstuhl könnte er freilich nicht selber reparieren, aber sonst "fast alles". Kein Wunder, hat er doch drei Berufe während seiner Zeit bei der NVA gelernt: Facharbeiter für Maschinenbau, Betriebsschlosser und Ingenieur für Elektrotechnik. Das kommt ihm natürlich bei seiner Hausmeistertätigkeit zu Gute, kleinere Reparaturen kann er allein erledigen.

Die Sanierung der Wohnheime hat der Hausmeister von Anfang an mit Interesse und Engagement verfolgt. "Die Farbgestaltung und verschiedenen architektonischen Details fand ich anfangs gewöhnungsbedürftig, aber jetzt gefällt es mir gut", schwärmt er an einem sonnigen Tag Anfang Mai. "Wichtig ist doch, dass sich die Mieter wohl fühlen, dass alles zweckmäßig eingerichtet ist und die Häuser ihrer Funktion gerecht werden" erzählt er weiter. Noch immer ist ihm das "Wunder der vier Tage" lebhaft in Erinnerung, als er mit seinen Kollegen dafür sorgen musste, dass innerhalb von vier Tagen 170 Leute aus der Hochschulstraße 46 (die zuletzt saniert wurde) in die Hochschulstraße 48 ziehen mussten (die Nr. 48 war zwar "fertig" saniert, sah aber noch aus wie eine Baustelle und hörte sich auch so an). Aber das Ganze hat funktioniert, und das ist wohl nicht zuletzt einer gewissen Treue der Mieter zuzuschreiben, die genau an diesem Ort und nirgendwo anders in Dresden wohnen möchten. Vielleicht auch wegen des netten Hausmeisters und seiner Kollegen?


In seiner Freizeit treibt Bernd Mann schon seit jungen Jahren viel Sport, bis heute fährt er große Radtouren, und für das Bowlingteam Nr. II des Studentenwerks ist er ein wichtiges Mannschaftsmitglied. Seine Kinder sind inzwischen erwachsen und gehen ihre eigenen Wege. Zu Ostern wurde er das erste Mal Opa - da fährt er mit seiner Frau natürlich im Urlaub zur Enkelin.

Anja Buch

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