Nicht den Kopf in den Sand stecken

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 8/2009, gültig vom 14.04.2009 bis 26.04.2009.

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Stellen wir uns vor, ein Student namens Peter S. kommt zur Sozialberatung des Studentenwerks und schildert folgendes Problem: "Ich studiere im 4. Fachsemester Psychologie und mir fehlt der Leistungsnachweis, um auch im 5. Semester BAföG zu beziehen. Aber ich bin auf das BAföG angewiesen, denn meine Eltern unterstützen mich schon so gut es geht, aber mehr als 200 EUR im Monat sind einfach nicht drin."

Was rät hier der Sozialberater? "Peter S. hat den vernünftigsten Weg gewählt, indem er erst einmal "Familienrat" gehalten hat. Auf keinen Fall sollte ein Student in einer plötzlich auftretenden Notsituation den Kopf in den Sand stecken. Wenn die finanziellen Reserven in der Familie also ausgeschöpft sind, raten wir als Studentenwerk natürlich auch zur Jobsuche. Im Fall von Peter S. stellt sich aber die Frage, ob der Leistungsnachweis im 5. Semester zu schaffen ist, wenn er auch noch Jobben geht. Zudem gibt es nicht von heute auf morgen einen Studentenjob, der den Ausfall von 200 - 300 EUR im Monat aufwiegt.

Hier kann ein kurz- und mittelfristiges Darlehen des Studentenwerks hilfreich sein. Es könnte Peter S. helfen, ein Semester ohne BAföG zu überbrücken, ohne im Hinterkopf ständig die finanziellen Sorgen zu haben. Zudem wäre Zeit, in aller Ruhe einen Job zu suchen, um dann bis zum Ende des Studiums das Darlehen zurückzuzahlen. Denn das ist die erste wichtige Einschränkung: Das Darlehen, das bis auf eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 1 % der Darlehenssumme zinsfrei ist, muss noch innerhalb des Studiums zurückgezahlt werden. Zweite Bedingung: Peter S. braucht einen Bürgen, der ein sicheres und regelmäßiges Einkommen in ausreichender Höhe hat, nicht jünger als 25 und nicht älter als 60 Jahre alt ist und die selbstschuldnerische Bürgschaft unterschreibt. Was bedeutet selbstschuldnerische Bürgschaft? Der Bürge verpflichtet sich, dass er das Darlehen in voller Höhe zurückzahlt, wenn Peter S. aus welchen Gründen auch immer dazu nicht in der Lage ist/es aus eigener Kraft nicht schafft."

Diese wichtigen Informationen nimmt Peter S. erstmal mit nach Hause. Er wird überlegen, ob er seinen Patenonkel um die Bürgschaft bittet, sich einen Sonntags-Job sucht und dann von Montag bis Samstag auf sein Studium konzentriert. Das wird alles andere als leicht, aber es ist zu schaffen und er hat endlich wieder Kraft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Werner Sucker, Anja Buch

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