Willkommen in deiner Stammcafeteria - Cafe Lager

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 9/2004, gültig vom 26.04.2004 bis 09.05.2004.

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?Sind sie krank? Ich mach ihnen die Tasse Tee noch mal heiß!?, so begrüßt mich Maritta Winkler, Mitarbeiterin im Cafe Lager des Studentenwerks, und das mit einer Herzlichkeit, die mich ein bisschen an die Nachmittage bei Omi erinnerten. Die Nachmittage, an denen man wusste: ?Heute werde ich von vorn bis hinten verwöhnt.? ?Aber passen sie auf,? sagt sie zu mir, ?der Tee ist jetzt furchtbar heiß.?
Das Cafe Lager ist wirklich schwer mit anderen Cafeterienbetrieben zu vergleichen. Frau Winkler strahlt eine sagenhafte Ruhe und Gelassenheit aus, dass ich kurze Zeit sogar glaubte, meine Stammkneipe zu besuchen.
Eine kleine unscheinbare Tür rechts vom Torbogen an der Dürerstraße eröffnet den Besuchern ein kleines Heiligtum. Das Gewölbe im Erdgeschoss der Kunsthochschule (Güntzstraße) ist ein richtig lauschiges Plätzchen. Uralte Holzdielen und wuchtige Tische, an denen einladende Sofas aus allen Jahrzehnten stehen, muten zwar etwas ?ostig? an, aber gerade das macht das Cafe Lager so urgemütlich.
?Die Wände werden ständig umgestaltet und neu bemalt, wenn hier Parties oder Veranstaltungen stattfinden.?, sagt Benno Winkler, Diplomkünstler und Meisterschüler. Er sitzt mit seiner Kommilitonin Regina Weiß, ebenfalls Diplomkünstlerin und Meisterschülerin, an einem der gemütlichen Tische und klebt Umschläge für eine Ausstellung zu. ?Das Cafe wurde 1998 von Studenten gegründet. Frau Winkler hat es dann 1999 übernommen?, sagt Regina Weiß. Maritta Winkler ist gelernte Serviererin, weswegen man sie wahrscheinlich niemals unausgeglichen oder genervt antreffen wird. Uneingeschränkter Service und Freundlichkeit sind also garantiert. ?Bei uns geht alles sehr familiär zu. Unfreundlich ist es hier nie. Die studentischen Hilfskräfte erledigen sogar den Abwasch.?, erzählt Frau Winkler.
Auch wenn nicht alles zeitgemäß ist, jedem gefällt es hier, allen voran Maritta Winkler: ?Ich komme aus einem modernen Cafeteriabetrieb, diese etwas veralteten Zustände waren also schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber das hat nicht lang gedauert. Mir gefällt alles hier. Ich glaube, ich war in den letzten fünf Jahren auch nur einmal krank.?
Ein weiteres Highlight ist der herrliche Blick auf den Garten im Innenhof. Ein kleiner Tümpel, exotische Bäume, die gerade in schönster Blüte stehen, und die Ruhe! Im Sommer kann man draußen sitzen, die Tassen und Teller ganz unkompliziert bei Maritta Winkler aufs Fensterbrett stellen. Was für ein Idyll! Apropos Geschirr: Der Tassenpfand wurde hier (noch) nicht eingeführt. ?Wenn die Studenten merken, dass wir keine Pötte mehr haben, dann bringen sie die von ganz allein zurück. Na gut, manchmal muss ich schon ein kleines Machtwort sprechen, aber ich kenne ja meine Pappenheimer?, erzählt sie mir.
Ein bisschen kritisch ist Regina Weiß dann doch: ?Das Angebot an warmen Speisen ist nicht ganz so vielfältig, aber schließlich ist Frau Winkler allein, und für ihre Möglichkeiten macht sie das einfach toll.?
Naschkatzen kommen jedenfalls voll auf ihre Kosten, denn eine solche Fülle frischer Backwaren habe ich selten gesehen. Zugegeben, das Mittagsangebot ist nicht sonderlich ausgefallen, aber durchaus vielfältig, und man kann sicher sein, etwas nach seinem Geschmack und seinem Portemonnaie zu finden. Zwischen 92 Cent und zwei Euro vier bewegt sich der Preis für Linsen, Bauernschmaus, Kartoffeln und Quark oder Omelette mit Champignons und Spinat. Mehr als fair! Allerdings haben die Studenten der Hochschule auch keinen wirklichen Vergleich, denn die Cafeteria ist die Einzige weit und breit. (Fürs Mittagessen steht den Studenten der HfBK allerdings auch die benachbarte Kantine der LVA zur Verfügung.) ?Der kulinarische Engpass kann auch nicht durch die zwei umliegenden Bäcker ausgeglichen werden, die sind nämlich wirklich nicht dolle?, sagt Benno Winkler.
Einziger Trostspender außerhalb der Öffnungszeiten: ein Kaffeeautomat, welcher in einer dunklen Ecke neben dem Haupteingang versteckt ist. Die trostlose Nische ist also ein lächerlicher Ersatz für die liebe Frau Winkler. Fast könnte man neidisch werden, auf die Studenten der Kunsthochschule.

Claudia Warwas

Auf einen Blick:
Cafe Lager
Güntzstraße/ Dürerstraße im Gebäude der HfBK
Eröffnet: 1998
Öffnungszeiten: 9.30- 11.00 Uhr und 11.30- 16.00 Uhr
55 Sitzplätze

Bewertung:
Angebot: + + + -
Öffnungszeiten: + + + -
Service: + + + -
Ambiente: + + + +

Legende:
sehr gut + + + +
gut + + + -
befriedigend + + - -
mangelhaft + - - -

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