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Das Studentenwerk Dresden 2010/2011: Rückblick und Ausblick

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 1/2011, gültig vom 03.01.2011 bis 16.01.2011.

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Das Jahr 2010 liegt hinter uns - das erste Jahr für Martin Richter als Geschäftsführer des Studentenwerks Dresden. In einem Gespräch mit dem Spiegel-Ei zieht er Bilanz und schaut voraus.

Spiegel-Ei: Wie fanden Sie Ihr erstes Jahr?

Martin Richter: An erster Stelle soll hier ein Dankeschön an alle Studentenwerker stehen. Sie haben engagiert gearbeitet. Sie haben angepackt, wo Krisensituationen es erforderten. Sie haben neue Ideen und einen anderen Stil mitgetragen. Aber auch die Zusammenarbeit mit den Hochschulen und vor allem mit den Studenten war sehr konstruktiv.
Geschäftsführer Martin Richter bei der Einweihung der Kindertagesstätte Miniforscher
Geschäftsführer Martin Richter bei der Einweihung der Kindertagesstätte Miniforscher
Wir hatten 2010 einige ungeplante Herausforderungen zu meistern. Wir mussten Zuschusskürzungen hinnehmen und unter den Vorgaben noch viel größerer Kürzungen einen Wirtschaftsplan aufstellen. Der Bereich Studienfinanzierung hatte wegen einer "spät entschlossenen" Politik faktisch doppelte Arbeit bei der Bescheiderstellung.

Die großen Schäden, die das August-Hochwasser in Zittau und Görlitz hinterlassen hat, erforderten einen enormen Einsatz unserer Mitarbeiter, um zum Beginn des Wintersemesters einen nahezu normalen Betrieb zu gewährleisten.

Spiegel-Ei: Welche herausragenden Ereignisse sind Ihnen 2010 in Erinnerung geblieben?

Martin Richter: Das Jahr war ereignisreich und spannend. Wir haben - trotz mancher Widrigkeiten - am Zelleschen Weg ein neues Wohnheim und eine neue Kinderkrippe eröffnen können. Wir haben in den Mensen neue Angebote, wie z.B. den Sonntagsbrunch und die Pastamanufaktur etabliert und so viele Gäste erreicht wie noch nie. Mit unserem WOMIKO-Projekt haben wir ein Bedürfnis der Studienanfänger getroffen. Das Campus-Büro wurde als erste Gemeinschaftseinrichtung eines Studentenwerks mit einer Hochschule in den best practice-Club des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) aufgenommen. Aber entscheidend sind nicht solche Highlights, sondern vor allem, dass der "normale Betrieb" optimal läuft. Ich möche an dieser Stellen deshalb all jenen danken, die dazu beitragen, dass alles rund läuft: Mitarbeitern, die Essen zubereiten, Wohnheimplätze verwalten, Anträge bearbeiten, Studierende beraten, Schäden reparieren, Waren und Dienstleistungen beschaffen, die Buchhaltung führen, Personalfragen erledigen, Umfragen durchführen, Öffentlichkeitsarbeit und Kultur organisieren, Kinder betreuen, Kontakte pflegen, die IT am Laufen halten, Bauprojekte begleiten, Prozesse kontrollieren, das Unternehmen steuern und Leitungsverantwortung übernehmen.

Spiegel-Ei: Was erwarten Sie vom Jahr 2011?

Martin Richter: Da sind zum einen neue Aufgaben und Herausforderungen in der inneren Organisation. Zahlreiche Übergänge von Mitarbeitern in die Altersteilzeit und geänderte Anforderungen erfordern eine neue Organisationsstruktur. Wir lösen das bisherige Modell von Abteilungen und Sachgebieten durch Geschäfts- und Fachbereiche ab. Dahinter verbirgt sich mehr als nur ein Namenswechsel. Es geht vielmehr darum, die eher behördliche Struktur mit ihrer strengen Hierarchie von oben nach unten durch ein System der dezentraleren Steuerung mit mehr Eigenverantwortung in den Funktionseinheiten abzulösen. Ich halte diese Form für ein dienstleistungsorientiertes Unternehmen wie das Studentenwerk für geeigneter.

Es ist eine Erkenntnis der modernen Verwaltungswissenschaft, dass Organisationseinheiten nur dann effizient arbeiten können, wenn sie für ihre eigenen Handlungen verantwortlich sind und die Konsequenzen daraus tragen. Deshalb wird eine verstärkte Dezentralisierung bei gleichzeitiger Schaffung weitgehender Autonomie für die dezentralen Einheiten empfohlen. Eine solche Struktur hat den Vorteil schnellerer Informationswege, kurzer Reaktionszeiten und einer hohen Motivation lokaler Entscheidungsträger, weil deren Sachkompetenz stärker in Steuerungsprozesse eingebunden wird. Das klingt vielleicht etwas kompliziert, aber es beschreibt das Ziel, das ich zusammen mit den Mitarbeitern des Studentenwerks erreichen möchte.

Die Änderung der Aufbauorganisation ist dabei natürlich nur ein erster Schritt. Viele weitere Schritte im Rahmen der Prozessgestaltung und der Kommunikationsstrukturen sind noch nötig. Mein Hauptaugenmerk liegt auf einer mitarbeiterorientierten Führung, die motiviert und vorhandene Fähigkeiten zur Entfaltung bringt. Angesichts der Fachkräftesituation sind gute Führung und gezielte Personalentwicklung, aber auch Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung und die Familienfreundlichkeit eines Unternehmens sehr wichtig. Daneben gilt es, unser Qualitätsmanagement weiter zu verbessern, das sich 2011 in der Re-Zertifizierung bewähren muss.

Spiegel-Ei: Wovon werden vor allem die Studierenden etwas bemerken?

Martin Richter: Bei allen Organisationsfragen sind die Leistungen, die wir für die Studierenden bringen, natürlich das Wichtigste. Beim Wohnen, in der Hochschulgastronomie und bei der Studienfinanzierung sind wir ja schon recht gut aufgestellt. Neu ist der Geschäftsbereich "Beratung und Soziale Dienste". In dem sind neben der Psychosozialen Beratungsstelle, der Sozialberatung und der Beratung für behinderte Studierende alle Beratungs- und Betreuungsangebote für Familien mit Kindern unter einem Dach vereint. Die Kinderbetreuungsangebote gilt es, noch besser aufeinander abzustimmen, auszubauen und die "Versorgungslücken" zu schließen, die durch die besondere Situation an Hochschulen entstehen. Aber auch den bildungspolitischen Fragestellungen, insbesondere der Gestaltung der sozialen Dimension des Bologna-Prozesses wollen wir uns intensiv widmen.

Vor allem aber wollen wir auch im nächsten Jahr wieder erfolgsorientiert arbeiten, in Johannstadt eine neue Mensa in Betrieb nehmen, die Hochwasserschäden in Zittau und Görlitz endgültig beseitigen, am Zelleschen Weg die Sanierung des Wohnheims beenden, die Sanierung der Wundtstraße1 beginnen, an einem Kommunikationskonzept arbeiten und noch viele andere Ideen und Projekte umsetzen. Ich denke, dass wir mit der engagierten Mitarbeit der Studentenwerksmitarbeiter auch zukünftig unseren Studenten einen optimalen Service rund ums Studium bieten können.

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