Drei Wochen ?German way of life? für elf Amerikaner

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 13/2004, gültig vom 21.06.2004 bis 04.07.2004.

Hinweis: Die Angaben in diesem Artikel sind möglicherweise nicht mehr aktuell
Dieser Artikel stammt aus einer älteren SPIEGEL-EI-Ausgabe. Bitte beachten Sie, dass sich Informationen z.B. zu Öffnungszeiten oder Ansprechpartnern in der Zwischenzeit geändert haben können.

Im Mai ist immer Beyond Borders Zeit im Studentenwerk Dresden. In diesem Jahr - bereits das sechste Mal ? besuchte eine Studentengruppe der Florida State University Tallahassee das Studentenwerk Dresden. Dieses Austauschprogramm wird von der Max Kade Stiftung New York gefördert, der wir dafür sehr dankbar sind. (Über den ersten Teil des Austausches, den Besuch der deutschen Gruppe in Tallahassee, berichtete ?Spiegel-Ei? in seiner Ausgabe 09/20004.)

Als am 06. Mai die diesjährige FSU-Gruppe von den deutschen Teilnehmern am Programm am Hauptbahnhof mit einem großen Transparent empfangen wurde, wussten die Teilnehmer noch nicht, was sie alles erwartet. Es gab zwar das Programm, an dem in mühevoller Kleinarbeit gemeinsam mit der deutschen Gruppe gefeilt wurde, allerdings war der Zeitplan ziemlich straff, und die langen Nächte waren in ihm nicht enthalten. So fuhren die Teilnehmer mit vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnissen ? aber ziemlich erschöpft - nach drei Wochen wieder ab. Es begann in Tharandt zum ?Welcome-dinner? mit einem romantischen Fackelzug zur Burgruine, und es fügten sich viele Erlebnisse im studentischen, sozialen und touristischen Bereich zu einem bunten Mosaik des ?German way of life? für die Gäste aus Florida zusammen.

Da war der Ausflug in die Sächsische Schweiz mit dem tollen Aufstieg durch die Schwedenlöcher. Dem war eine intensive Auseinandersetzung in der Gruppe voran gegangen, ob wir diesen anstrengenden Aufstieg mit den ?Flachland-Floridanern? wagen sollten oder die Strecke besser als Abstieg nutzen sollten. Ich setzte mich ? nicht ganz demokratisch ? auf der Grundlage meiner Erfahrungen durch ?. und wir bewältigten es mit dem unvergleichlichen ?Ich-habe-es geschafft-Gefühl?. Den Königstein bezwangen wir dann am Nachmittag aber mit ?Aufstiegshilfe? - dem Festungsexpress.

Frauenkirche und Semperoper, Moritzburg mit der Dampfbahnfahrt und Pillnitz hinterließen weitere unauslöschliche Kultureindrücke von unserem schönen Sachsen.
Wie jedes Jahr verwirklichte die deutsche Gruppe ihren eigenen unverwechselbaren Programm-Beitrag durch vielfältige Projekte. Leider fehlt der Platz für Vollständigkeit, deshalb sollen beispielhaft folgende Projekte genannt werden: Da waren Einladungen zum Abendessen im Wohnheim und zu Hause, wie von Anja, Franziska und Uli (Bei Uli gab es ein tolles Spargel- essen!), zum Shadowday vermittelten die deutschen Teilnehmer den FSU-Studenten einen Einblick in ihrem Studienalltag, und im ?Partnership-Weekend? stürzten sich die deutschen Teilnehmer mit ihren Gästen in das Dixielandfestival oder unternahmen individuell etwas.

Jaqueline und Martina organisierten mit Hanno und Franziska den Ausflug in den Spreewald. Auf dem Hinweg gab es dann eine Besichtigung der Bäckerei Zeibig in Lauchhammer, wo alle Teilnehmer anschließend mit den hauseigenen Köstlichkeiten verwöhnt wurden. Danach schloss sich eine anstrengende Paddeltour im Spreewald mit Schleuse und Bootsrolle sowie die Besichtigung der riesigen Förderbrücke bei Lauchhammer an. Anja organisierte einen Diskussions-Nachmittag bei der Volkssolidarität, wo die Gruppe neben einem Einblick in die Aufgaben bei der sozialen Unterstützung bedürftiger Menschen auch mit den Teilnehmern am Englisch-Kurs der Senioren intensiv diskutierte. Franziska und Mirko organisierten den Besuch in Bautzen mit einem ?Hochzeitsmahl? in der sorbischen Gaststätte sowie einem Einblick in Brauchtum und Kultur der Sorben, wo auch zwei FSU-Studenten als sorbisches Brautpaar verkleidet wurden. Ein Stadtrundgang und ein Grillabend bei Franziskas Eltern rundete das Erlebnis ab.

Traditionell gehört eine Exkursion nach Zittau, Görlitz und Bautzen zum Programm. In Zittau nahm die FSU-Grupppe an der offiziellen Eröffnung der neu gestalteten Mensa teil. Nachdem uns der Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz, Prof. Dr. Hampel, am Vormittag empfangen hatte, besuchten wir im Dreiländereck die Deutsch-Tschechische Schule ?Schkola? in Hartau.

In Görlitz hatte der Studentenrat der Hochschule Zittau/Görlitz zu einem Stadtrundgang in historischem Flair mit anschließenden Abendessen eingeladen. Auch in Dresden empfing TU- Rektor Magnifizenz Hermann Kokenge die Gruppe sogar an seinem Geburtstag. Ein Besuch im Sächsischen Landtag mit anschließender Diskussion mit Herrn MdL Leroff vermittelte der Studenten aus Florida einen Einblick in das demokratische System des Landes Sachsen und der Bundesrepublik Deutschland.

An zwei Tagen arbeiteten die Studenten aus Florida in der Werkstatt für Behinderte der AWO auf dem Sonnenstein in Pirna. Anschließend informierten sich die Teilnehmer in der Gedenkstätte Sonnenstein über die Verbrechen an behinderten und kranken Menschen während der Nazizeit. Nachdem die FSU-Gruppe von ihrem Independent-Travel zurück war, stand auch schon das Welfare-Dinner auf dem Programm. Zum Nachweis der erfolgreichen Programmteilnahme übergab der Geschäftsführer des Studentenwerks jedem Teilnehmer der Beyond Borders Gruppe die Teilnahme-Urkunde.

Auf der Grundlage der bisherigen Programmerfahrungen hoffe ich, dass auch die in diesem Jahr geknüpften Kontakte weiter halten mögen, und die Eindrücke von Sachsen und seinen Studenten noch lange bei den amerikanischen Gästen im Gedächtnis bleiben, wie der Eintrag von Chris Bradley in das Gästebuch hoffen lässt: ?Thank you so much for your hospitality! We´re really enjoyed our stay in Dresden ? youre mad it memorable in every way possible!?

Ich danke allen, die das Programm unterstützt und mitgestaltet haben, besonders den Kollegen der FSU Roberta Christie und Bill Moeller sowie den Teamleiten Ute Opitz und Maggie Mc Carroll.

Werner Sucker

Zurück zur Übersicht der SPIEGEL-EI-Ausgabe 13/2004