Zivi Adieu - Willkommen Student

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 10/2011, gültig vom 13.06.2011 bis 26.06.2011.

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Der "letzte Zivi" - Tim Müller - beendet am 30. Juni nach 12 Monaten seinen Dienst. 17 Jahre lang haben Zivildienstleistende wie er im Studentenwerk Dresden die Bereiche Sozialberatung, Wohnen und Kultur unterstützt. Nun übernehmen junge Leute im Freiwilligendienst diese Aufgaben.

Für Tim Müller ist es kein dramatischer Abschied, denn er wird schon im Oktober an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) ein Studium der Elektrotechnik aufnehmen und weiter wie bisher in der Mensa Reichenbachstraße sein Mittagessen genießen. Zweimal hat er seinen Dienst beim Studentenwerk verlängert. Keineswegs nur aus altruistischen Gründen, denn er gehört noch zu dem Jahrgang, der Bund oder Zivildienst leisten musste. So ein Jahr bis zum Studienbeginn kann lang werden und ein Zivi verdient etwa 470 bis 550 Euro im Monat, da lässt es sich leben. Aber er ist schon gern gekommen, besonders freitags, da musste er öfter im Campus-Nest aushelfen. Das Campus-Nest ist die Kurzzeitbetreuung für Kinder von studentischen Eltern und ist ideal für junge Eltern, deren Kind (noch) keine Kita besucht. Als Zivi musste Tim schon mal bei Personalengpässen einen Kinderwagen schieben oder mit den etwas größeren Kindern spielen.

Tim Müller - der "letzte Zivi" im Studentenwerk Dresden
Tim Müller - der "letzte Zivi" im Studentenwerk Dresden
Da er beim Bereich Beratung/Soziales Zivi war, gehörte auch die Behinderten-Betreuung in sein Ressort. Zwei Rollstuhlfahrern war er eine große Hilfe und auch eine blinde Psychologiestudentin konnte auf ihn zählen. Im Rahmen des Zivildienstes gab es als Pflichtteil eine dreiwöchige Weiterbildung. Tim Müller nahm zwei Wochen in Röhrsdorf bei Chemnitz an einem Mobilitätstraining teil: "Wir probierten jeweils in Dreiergruppen mit einem Rollstuhl aus, wie es sich anfühlt, 'barrierefrei' durch ein Einkaufszentrum zu kommen. Plötzlich fiel mir auf, wie hoch manche Regale im Media-Markt angebracht sind und wie selbst kleinste Stufen zum Hindernis werden können." Eine nützliche Erfahrung, so sagt er. Auch wenn er lieber gleich nach dem Abitur mit dem Studium angefangen hätte: "Jetzt bin ich ein Jahr ohne Mathe- und Physikbüffeln ausgekommen und das Gehirn braucht Training. Ich werde vor Semesterbeginn einen Auffrischungskurs an der Hochschule machen, damit ich wieder 'im Stoff' stehe." Beim Studentenwerk waren andere Qualitäten gefragt, aber er möchte das Jahr nicht missen, denn er hat einen tiefen Einblick in die Arbeit des Studentenwerks bekommen, kennt schon die Mitglieder des Studentenrates der HTW und weiß, dass er dort mitarbeiten möchte.

Seiner Nachfolgerin, einer Abiturientin, die im Geschäftsbereich Beratung und Soziales ein freiwilliges soziales Jahr leistet, wünscht er einen ebenso abwechslungsreichen Dienst, wie er ihn hatte. Sie wird nicht allein sein, in den Kindereinrichtungen des Studentenwerks werden ebenfalls im September zwei "FSJ-ler" ihr freiwilliges soziales Jahr beginnen.

Anja Buch

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