Ein GEWICHT(iges) Problem

Ein Artikel aus der SPIEGEL-EI-Ausgabe 3/2011, gültig vom 31.01.2011 bis 13.02.2011.

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Wozu genau braucht man in der Mensa tariertes Geschirr? Ist das vielleicht ein neues Muster - das Gegenteil von kariert? Nein, es handelt sich um Geschirr, das aufs Gramm genau austariert wurde.

So sieht es aus - das garantiert bis aufs Gramm austarierte Geschirr des Studentenwerks Dresden
So sieht es aus - das garantiert bis aufs Gramm austarierte Geschirr des Studentenwerks Dresden
Auf Grund unterschiedlicher Gewichte von Geschirr hat das Studentenwerk Dresden einheitlich tarierte Teller angeschafft. Das hängt damit zusammen, dass jede Mensa, jeder Laden, jedes Restaurant, das Essen nach Gewicht verkauft, ab und an kontrolliert wird, ob auch die Waage stimmt. Das betrifft den Gemüsehändler auf dem Markt genauso wie die Großfleischerei und eben auch die Mensen des Studentenwerks.

Bisher wurde bei den nach Gewicht verkauften Waren (z.B. Salate, Gemüse, Dessert) das schwerste Geschirrteil genommen und dessen Gewicht von der Gesamtmasse abgezogen. Da konnte StudentIN durchaus mal einige Gramm (also Cent) weniger für den Krautsalat bezahlen, weil der Teller gar nicht so schwer war wie das Muster, das in der Kasse als Salatteller registriert ist ('im Kassensystem eingepflegt' heißt das im Fachjargon).

Wiegen Sie doch mal zu Hause Ihre Teller. Bei Haushaltgeschirr treten Gewichtsdifferenzen bis zu 60 g auf! So groß waren die Unterschiede beim Mensageschirr natürlich nicht, aber eine Lösung musste trotzdem gefunden werden. Eine Möglichkeit wäre gewesen, sämtliches Geschirr mit einem Strichcode zu versehen, auf dem das spezifische Gewicht des jeweiligen Tellers in die Kasse eingelesen wird. Dazu hätte man aber das Kassensystem austauschen müssen, denn die jetzt vorhandenen Kassen können keinen Strichcode lesen. Diese Variante war zu teuer. Also hat sich das Studentenwerk auf dem Markt umgeschaut und in Kahla in Thüringen den passenden Partner gefunden. 12.000 neue Geschirrteile (siehe Foto) wurden in Kahla hergestellt, mit dem Logo "lieber mensen gehen!" bedruckt und stehen jetzt in den Mensen zur Verfügung.

Drehen Sie doch Ihren Teller mal um (aber bitte erst aufessen :) ), dann sehen Sie, vorausgesetzt, er hat ein rotes Logo, die Aufschrift 'TARIERT’. Das Logo, das sonst grün ist, musste natürlich wegen der Unterscheidung vom nicht tarierten Geschirr in einer anderen Farbe gedruckt werden. Und das Rot steht doch den Tellern gut, oder? Apropos Logo - der Slogan "lieber mensen gehen!" wurde jetzt vom Studentenwerk Dresden als Marke geschützt, damit niemand auf die Idee kommt, ihn woanders einzusetzen. Auch dieser Spruch ging aus einem Wettbewerb im Jahr 2005 hervor. Zur Wiedereröffnung der Mensa Mommsenstraße im Januar 2007 wurde er erstmals auf Geschirr des Studentenwerks aufgebracht und nun - auch in rot und tariert.

Anja Buch

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