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Mietverträge, Umzugsanträge, Beschwerden etc. … Aus dem (dienstlichen) Leben einer Mitarbeiterin für Belegung

An article published in SPIEGEL-EI edition5/2006, valid from 27.02.2006 to 12.03.2006.

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Marlies Tammes „Residenz“ ist ein Büro im Erdgeschoss des Studentenwerks-Gebäudes auf der Fritz-Löffler Straße. Sie ist eine gefragte Person. Kein Wunder, betreut sie doch große und begehrte Wohnheime wie die Häuser Parkstraße 5 und 6, die Gutzkowstraße und Reichenbachstraße, die Häuser am Zelleschen Weg und das Wohnheim Blasewitzer Straße. Nicht alle Häuser sind saniert, aber manchem Studenten mit knappem Budget kommt das sogar entgegen. Gemeinsam mit vier anderen Kolleginnen ist Marlies Tamme für die so genannte Belegung zuständig, d.h. alle Vorgänge, die mit dem Einzug, Umzug oder Auszug der Dresdner und Tharandter Wohnheime zu tun haben, gehen über ihren Tisch. Bei einer Größenordnung von insgesamt ca. 7.000 Wohnheimplätzen kann man sich leicht vorstellen, dass Marlies Tamme und ihre Kolleginnen nie unter Langeweile leiden. Sie erwarten wochentags (außer Freitag) von 9.00 – 12.00 Uhr sowie am Dienstag und Donnerstag Nachmittag (Die 13.00 – 15.00, Do 13.00 – 17.00 Uhr) ihre derzeitigen und zukünftigen Mieter. Naturgemäß ist der Besucherbereich in der Wohnheim-Abteilung im September und Oktober besonders gut gefüllt, wenn das Gros der Erstsemester mit dem Studium beginnt und eine Wohnung respektive Zimmer haben möchte. Möglichst in Campusnähe, preiswert, nicht zu klein und frisch saniert…

Nachdem dann bis Mitte Oktober fast alle neuen Studenten e i n (wenn schon nicht
d a s) Zimmer haben, gibt es ab November eine Reihe von Umzugsanträgen. Nebenbei muss jeder studentische Mieter einmal im Semester seine Immatrikulationsbescheinigung vorweisen, was viele auch per Post erledigen. Wenn Sie es aber vergessen, gibt es Post von Frau Tamme, und erfolgt dann immer noch keine Reaktion, muss gekündigt werden. Dazu kommt es aber in den allermeisten Fällen nicht. Entweder tauchen vergessliche Studenten auf und präsentieren den Imma-Ausweis oder es findet sich die Bescheinigung in der BAföG-Abteilung. Manchmal ähnelt ihre Arbeit auch der eines Detektivbüros, wenn z.B. die Mitarbeiterin in der Poststelle einen Briefumschlag hat mit Namen und Wohnheim ohne Zimmernummer, dann leistet Frau Tamme schon mal „Amtshilfe“, damit der Brief doch noch beim Adressaten landet.

Erfahrungen sind wichtig in ihrer Tätigkeit, und die hat Marlies Tamme. Sie ist dabei, seit das Studentenwerk existiert, und schon vorher hat sie in der Wohnheimverwaltung gearbeitet, damals auf der Hoyerswerdaer Straße. Mit dem Aufbau des Studentenwerks „residierte“ sie dann in der Fritz-Löffler-Straße, damals noch mit 11 (!) weiteren Mitarbeitern. In den vergangenen Jahren wurden natürlich viele Wohnheimplätze abgebaut, da der Trend zum Einzelzimmer auch an Dresden nicht vorbeigeht. Eine weitere Veränderung in ihrem Arbeitsablauf sieht Frau Tamme in der zunehmenden Bearbeitung per E-Mail. Viele zukünftige Studierende informieren sich übers Internet über das Angebot an Wohnheimplätzen und laden auch gleich noch den Wohnheimantrag herunter. Trotzdem muss auch in Zeiten modernster Kommunikationsmittel jeder studentische Mieter mindestens einmal bei „seiner“ Belegungsmitarbeiterin erscheinen, um den Mietvertrag zu unterzeichnen. Weitere Gründe, um bei Frau Tamme vorzusprechen, wären: der Wunsch, umzuziehen, auszuziehen, einen Parkplatz zu mieten, einen Untermietvertrag abzuschließen oder Umzugsbeihilfe zu beantragen (wenn der Hauptwohnsitz nach DD verlagert wurde, kann man diese in Anspruch nehmen). Gelegentlich kommen auch Studenten, die ihren Hausmeister nicht angetroffen haben und sich dann mit ihren Problemen gleich an ihre zuständige Belegungsmitarbeiterin wenden. In solchen Fällen telefoniert Marlies Tamme dann schon mal mit der Wohnheimbereichsleiterin und fragt nach, ob schon ein Reparaturauftrag vorliegt.

„Ihre“ Studenten danken ihr das Engagement auch - neulich waren zwei chinesische Studenten da, um sich nach vierjährigem Studium von Frau Tamme persönlich zu verabschieden, sie hatten die komplette Studienzeit im Wohnheim Zellescher Weg gewohnt. Einmal kam auch eine Bäckerstochter aus der Lausitz, sie war so beglückt, einen Wohnheimplatz in Dresden bekommen zu haben, dass sie einen ganzen Kuchen aus der väterlichen Bäckerei mitbrachte. Selbstverständlich hat Frau Tamme den Kuchen mit ihren Kolleginnen geteilt – nach 17.00 Uhr.

Wie erholt man sich am besten vom Büroalltag? Marlies Tamme geht am Wochenende schwimmen, und in den Ferien wandert sie durch die deutschen Hoch- und Mittelgebirge.

Anja Buch

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